in Partnerschaft mit
21.01.2001 * (sfb)
Populär ist er bereits im Südwesten Deutschlands, seit Freitagabend (19.Januar) ist er es auch in unseren Breiten: Auf eine Einladung der
Oberhessischen Presse
(OP) ins
KFZ
amüsierte der Kabarettist Rolf Miller sein Publikum mit dem Programm "Der Spaß ist voll" zu wahren Lachmuskelkrämpfen.
In einem für Mittelhessen gerade noch verständlichen Odenwäderplatt schlüpfte Miller zwei Stunden lang in die Rolle von Gerd Dudenhöfers "Heinz Becker" aus dem Odenwald.
Nicht ganz so intelligent wie sein Vorbild, aber vom gleichen Ehrgeiz ergriffen, wagte sich der nuschelnde Dumpfschwätzer aus der Provinz immer wieder über seinen Horizont hinaus auf das weite Feld der Gesellschaftskritik. Seine geistigen Höhenflüge bis zur Stubendecke entsprachen seiner Reise in das Nachbardorf, - sein bisher fernstes Reiseziel. Dort gerieten einige unbekannte Erscheinungen wie Ausländer, Alternative, Langzeitstudenten, Arbeitslose gnadenlos in sein enges Visier.
Seinem arbeitslosen Bekannten ein "Ingenieur Baufachdiplom", der jetzt "ins Arbeitsamt hineinsitze darf", verpasst er schon mal einen guten Rat: "Mathias, hast doch Möglichkeite: Kurse für die Auftritt, ... oder ein Jahr auf Montage - die mache viel, wenns hatt kommt: im Nachbarort.... Wenn alle Stricke reiße, kannste dich immer noch aufhänge."
Soweit er auch mit seinem Geschwätz ausholte, seine Beschränktheit und Unerfahrenheit holten ihn allerdings immer wieder ein. So kam er nicht weit mit seinen Sätzen: Zumeist nach den ersten zwei Wörtern blieb er stecken, fand die weiteren nicht - trotz langer Anläufe und Denkpausen, die er aus hochpeinlicher Sprachnot schon einmal übersprang: "es ist ja nicht mehr so...mich störts nicht... -drunter und drüber..BSE..Benzin... Kindermiss... dann Sekte - die gibts. Nehm wir mal ein anderes Beispiel: Drogen, Waffen, Alkohol.. -nicht nur bei die Lehrer. 70% in einem Bericht... Jugendliche haben Probleme mit ihrem defizitären .. Sprach....ding...sitzem am CD-Bildschirm-, ne--- da gibts doch ... lesen ...Geschichte- weit zurück bis in die Amphibie... Rider -Reider .....Ding do."
Komisch, nicht? Handelt es sich am Ende doch nur um reißere Comedy, hinter der Miller mit dem etwas anspruchsvolleren Genre Kabarett zurücktritt? Mitnichten. Miller gibt nicht nur kleinbürgerliche Phrasen der bloßen Lächerlichkeit preis, er benutzt sie gleichzeitig als - wenn auch lautes - Sprachrohr einer kaum hörbaren Kritik an nicht minder Kleinbürgerlichem. So entdeckt er an "Mathias seiner Frau, die für die Ausländer und die Frauen, aber sonst gegen alles ist", einen plötzlichen Anfall ideologischer Orientierungslosigkeit. Als sie beobachtet, wie ein Italiener seiner Frau im Restaurant "eine runterhaut, weil das ihm so im Blut steckt, rennt sie aufs Klo."
Die Kritik zu Millers Programm "Der Spaß ist voll" war auch des Lobes voll: Es wurde mit dem Norddeutschen und den Hessischen Kabarettpreis, dem Passauer Scharfrichterbeil, dem SDR-Kabarettpreis und dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet.
22.12.2000 *
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Kultur
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