Text von Sonntag, 26. Mai 2002
Marburg * (UVo)
Alleine, verlassen und verloren konnten sich die zwei Tänzer und fünf Tänzerinnen der Gruppe "Confuß" bei der Premiere am Samstag (25. Mai) in der Waggonhalle nicht vorkommen. Die seit 1998 unter der Leitung von Jörg Haßmann arbeitende Tanztheatergruppe präsentierte ihr Stück "Na gehts gut". Es ist eine getanzte und zudem möglichst improvisierte Darstellung des Alleinseins, Verlassen- und Verlorenseins. Charakteristikum der Tanzgruppe sind nach Aussage ihres Regisseurs und Choreographen Jörg Haßmann deren "Release-Techniken". Es gehe darum, mit minimalem Kraftaufwand Darstellung und Ausdruck zu finden. Gespielt, getanzt und bewegt werden der Einzelne, die Gruppe und ihre Wechselbeziehungen zueinander. In Erscheinung trete der "Wechseldich". Plumpe Annäherung erfährt Gestalt und Ausdruck unter erkennenden Augen. Zur Gruppe vereint feiern postbürgerliche Individuen ihre egomanischen Unfähigkeiten. Thema ist die zwischenmenschliche Verständigung. Die Akteure nehmen sich die Freiheit, sich selbst auf der Bühne zu spielen. Das Spiel verharrt. Die Gruppe versteht es als Kunst, nicht mehr zu wollen. Befreiung sei ausgeschlossen. Auf keinen Fall werden Grenzen aufgezeigt, die überwunden werden können. Dann wäre das Spiel ja vorbei und die Vorstelllung zuende. Nach 75 Minuten sieht das Publikum so aus, als wolle es im nächsten Jahr wiederkommen. Ein Jahr haben Anne Höhler, Holger Jungmann, Sabine Putzler, Severine Rösch, Angela Smeeds, Dagmar Tisch und Dirk Zschocke geprobt. Dem Publikum hat es gefallen. Selbsterkenntnis kann der erste Schritt sein. Die Gruppe überlegt nach der Aufführung am Sonntag, ob man mit dem Stück noch mehr machen kann. Confuß hat ein eindrucksvolles Zeugnis zeitgenössischer Bewußtseinszustände ertanzt. Anhaltender Applaus holte die Akteure zwei Mal auf die Bühne zurück. Der Regisseur und Theaterpädagoge beendete die Vorstellung mit einem Schlußwort: "Im Anschluss darf geredet werden, nebenan gibt es Sekt." |