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Text von Sonntag, 2. Juni 2002


Wortgewandte Langnase: Cyrano de Bergerac

Marburg * (sap)
Er ist wortgewandt. Mit seiner spitzen Zunge gewinnt er jedes Wortgefecht. Im wirklichen Fechten ist er allen Gegnern überlegen. Doch hat er einen wunden Punkt: Seine Nase. Hier duldet er keine Scherze, sie zu beleidigen wird im Fechtkampf vergolten. Die Geschichte des langnasigen "Cyrano de Bergerac" von Edmond Rostand hat das Hessische Landestheater in eine mitreißende Freilichtinszenierung umgesetzt. Sie feierte am Samstag (1. Juni) auf dem Vorhof des Theaters am Schwanhof Premiere. Die Schauspieler des Hessischen Landestheaters nahmen die Zuschauer mit auf eine Reise in das Paris des 17. Jahrhunderts.
Cyrano de Bergerac (Peter Meyer) wird wegen seiner Fechtkunst von seinen Freunden und den Kadetten seines Regiments hoch geachtet. Einem Freund offenbart Cyrano seine Liebe zu seiner Cousine Roxane (Erika Spalke). Doch diese sieht ihren Cousin lediglich als freundschaftlichen Vertrauten. Roxane schwärmt für Christian de Neuvillette (Bernhard Hackmann), der neu im Regiment Cyranos ist. Neuvillette ist schön, hat aber nicht den Geist und die Eloquenz Cyranos. Cyrano meint, mit seinem durch die lange Nase entstellten Äußeren niemals das Herz der Cousine für sich gewinnen zu können. So bietet Cyrano Christian an, seine Liebesbeweise an Roxane zu formulieren. Roxane verliebt sich in die schönen Worte, ist hingerissen von der vermeintlichen Intelligenz des eigentlich eher dümmlichen Christian. Durch Cyranos Hilfe heiraten die beiden, Roxane weiß aber nicht, dass sie die Seele ihres Cousins liebt. Kurz nach der Hochzeit müssen die Männer in den Krieg ziehen. Christian stirbt in der Schlacht.
Peter Meyer ist hervorragend in der Rolle des Cyrano. Einfühlsam und mit Charme wechselt er vom arrogant-überlegenen Mann der Gesellschaft zum unsicheren und unglücklichen Verliebten, der sich wegen seines Äußeren schämt. Meyer versteht es, die Tiefen dieses Charakters an den Tag zu legen. "Ich will hirnverbrannt sein, als Beispiel und aus Prinzip", sagt Cyrano. "Mißfallen gefällt mir, ich mag's, wenn man mich haßt". Peter Meyer schafft es zu zeigen, dass hinter diesen stolzen Worten mehr als nur ein Aufschneider sitzt.
Erika Spalke ist ganz die fordernde Schöne, die sich kichernd umschwärmen lässt. Bernhard Hackmann spielt den Christian de Neuvillette überzeugend als hitzköpfig-verliebten Trottel, der sich dümmlich um die Liebe Roxanes bemüht.
Neben der hervorragenden schauspielerischen Leistung hat das Hessische Landestheater alle Vorzüge genutzt, die eine Freilichtinszenierung bietet. So treten Reiter mit Pferden auf die Bühne, und als die Männer abends hungrig im Schlachtfeld sitzen, kommt Roxane auf einer Kutsche um die Ecke gefahren. Die Theaterillusion ist perfekt, nur gelegentliche Flugzeug- oder Zuggeräusche erinnern daran, dass die Zeit der Musketiere und Pferdekutschen lange vorbei ist.
Einige Schauspieler waren mit Mikrofonen ausgestattet, zwischendurch gab es einen doppelten Wiederhall ihrer Worte, so als kämen sie leicht zeitverzögert aus den Lautsprechern. Leider wurden dadurch einige gute Dialoge gestört, da schnell oder leise Gesprochenes durch die Doppelung schwer verständlich war.
Doch bis auf diesen kleinen technischen Schönheitsfehler ist der Cyrano eine durchweg gelungene Inszenierung, die vor allem durch die hervorragende Umsetzung Peter Meyers begeistert. Das Publikum dankte es ihm mit furiosem Klatschen und Fußgetrappel, das die Freilichttribüne zum zittern brachte.


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