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Text von Dienstag, 26. November 2002


Clowns: Irrungen und Wirrungen nach Tabori

Marburg * (spi)
"Weißt du, warum die Möwen verkehrt herum über Marburg fliegen? - Weil sie das Elend da unten nicht mehr ertragen können", spricht der Vater und verzieht sich wieder in die Irrungen und Wirrungen seines Geistes. Im Rhamen des Internationalen Blinden-Theaterfestivals "Punktspiele" zeigte der Kurs "Darstellendes Spiel" des 13. Jahrgangs der Brandenburgischen Schule für Blinde und Sehbehinderte in Königs Wusterhausen am Montag (25. November)
in der Waggonhalle seine Interpretation von George Taboris "Die Clowns".
Es ist die Geschichte einer äußerst ungewöhnlichen Familie. Der Vater spielt mit dem Hund Schach; die Mutter ist mehr Kind als Frau; der Sohn bringt ständig seltsame Gegenstände mit nach hause. Zuletzt war es eine Schlange, nun ein "undefinierbares" Geschöpf.
Das "Ding" versteht sich alsbald ausgezeichnet mit der Mutter. Der Vater wird verrückt und kommt ins Irrenhaus, während der Sohn mit Sprengstoff experimentiert.
Die Geschichte ist durchweg verworren. Ein roter Faden ist nur schwer zu erkennen, aber das ist nicht weiter tragisch.
Innerhalb weniger Wochen haben die Schüler ein - vor Spielfreude und Ideen sprühendes - Farbenspiel auf die Beine gestellt. Die Kulissen muten surrealistisch an. Stühle und Tische sind schief, die Trennwände zwischen Bühne und Backstage-Bereich haben Füße und das Bett hat gar menschliche Bauelemente.
Die Qualität der Aufführung verblüffte.
Einige wenige Textunsicherheiten wurden mit viel Temperament gekonnt überspielt.
Erst seit Mitte Oktober hat die Gruppe für das Stück geprobt. Zusammen mit der Lehrerin Kristiane Liedke und einem Kunst-Kurs hat sie die Kulissen selbst angefertigt.
Die zwei blinden Mitspieler werden spielend in das Geschehen integriert. So hilft ein Sehbehinderter einem Blinden beim Laufen. Von hinten hat er seinen Körper dem des Mitspielers angepasst und führt dessen Beine und Arme mit seinen Bewegungen in die richtige Richtung.
Besonders schön ist auch die Szene, als sich Mutter und Vater im Spiegel wieder begegnen.
Wenn die Originalität der Festival-Beiträge auf diesem Niveau bleibt, sind noch einige schöne Aufführungen zu erwarten.


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