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Text von Samstag, 5. Januar 2002


Karussellchen: Christdemokratische Kanzlerkandidaten-Kür

Marburg * (FJH)
Er ist ein Macher-Typ, erfolgsverwöhnt und siegessicher. Kein Skandal bleibt an ihm kleben. Sie ist "nur eine Frau" und zu allem überfluss auch noch aus dem Osten. Da muss sie doch einfach den Kürzeren ziehen, oder?
"Mobbing" nennt man neudeutsch das, was Angela Merkel seit Monaten in ihrer eigenen Partei erlebt. Immer wieder fallen ihre "Parteifreunde" der CDU-vorsitzenden in den Rücken. Nun will sie es wissen und hat Edmund Stoiber den Fehdehandschuh hingeworfen.
Der bayerische Erbfürst räumt derweil den Scherbenhaufen auf, den die jüngste Spendenaffäre ihm hinterlassen hat. Aber wahrscheinlich wird das Geld für den Bayern-Kurier ihn doch nicht teuer zu stehen kommen. "Edi" ist halt mit allen Wassern gewaschen.
Im Gegensatz dazu kann man aber den Eindruck gewinnen, als werde Angela Merkel in der CDU gar nicht richtig ernst genommen. Schließlich ist sie ja eine Frau in einem konservativen Männerbund!
Dass Frauen es in der Politik schwerer haben als Männer, das konnte man in Marburg im vergangenen Jahr am Beispiel der Grünen Stadträtin Ulrike Kober beobachten. Die Vorwürfe ihrer eigenen "Parteifreunde" gegen die Umwelt- und Sozialdezernentin wurden nie stichhaltig offengelegt. Da bleibt ein fader Beigeschmack zurück.
Ebenso ist es auch beim Umgang der CDU mit ihrer Parteivorsitzenden: Als weibliches Aushängeschild für Wählerinnenfang gut genug, gönnt man ihr keine wirkliche Macht. Lieber zerfleichen sich die konservativen Oppositionspolitiker im Kampf um die Kanzlerkandidatur gegenseitig, als einer Frau aus dem Osten das Feld zu überlassen. So machen sie es Gerhard Schröder bei der Bundestagswahl am 22. September wirklich leicht.


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