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Text von Sonntag, 28. März 2004

 
Tempus fugit: Die Sommerzeit im 25. Jahr
  Marburg * (FJH)
Zum 25. Mal wurden in Deutschland die Uhren eine Stunde vorgestellt. Seit der Nacht von Samstag (27. März) auf Sonntag (28. März) gilt in Europa wieder die Sommerzeit.
1980 wurde die offizielle Zeit in der Bundesrepublik wie auch in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erstmals um eine Stunde verschoben. Mit dieser Regelung wollten die Verantwortlichen in Ost und West die Tageshelligkeit besser ausnutzen. Sie erwarteten sich davon spürbare Energieeinsparungseffekte. Erfüllt hat sich diese Erwartung allerdings nicht.
Dennoch überwiegt bei Befragungen der Zuspruch zur Sommerzeit. Viele Menschen genießen es einfach, im Juni oder Julie bis nach 22 Uhr im Hellen draußen zu sitzen. Mancher rechnete gar vor, die geraubte Stunde zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht zum letzten Sonntag im März werde ihm im Sommer täglich zurückgegeben. Das ist aber eine sehr eigenwillige Milchmädchenrechnung!
Ihre Probleme mit der Umstellung auf die Sommerzeit haben indes viele Menschen und Tiere wegen des Gegensatzes zur natürlichen Tageszeit. Wird der Tagesablauf von einem Tag auf den anderen einfach um eine Stunde vorgezogen, dann bringt das die Innere Uhr durcheinander. Mensch und Tier geraten in Verwirrung.
Deswegen möchte die Initiative Sonnenzeit die Sommerzeit wieder abschaffen. Sie sieht darin einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Es müsse jedem Einzelnen überlassen bleiben, ob er früh aufstehen wolle oder abends gerne lange im Hellen sitze.
2007 will die Europäische Union (EU) die Sommerzeit noch einmal auf den Prüfstand stellen. In Spanien und Portugal hat sie keine Mehrheit. Eine deutliche Zunahme der Verkehrsunfälle am Montag nach der Umstellung auf die Sommerzeit gibt zu denken.
Die Chronobiologie ist inzwischen zu der Erkenntnis gelangt, dass Lebewesen auch eine "Chrono-Hygiene" benötigen. Unsensibler Umgang mit der eigenen Zeit macht krank.
Der verstorbene Marburger Arzt und Chronobiologe Prof. Gunther Hildebrandt war einer der ersten, die diese alltägliche Beobachtung auch wissenschaftlich untermauert haben. Er stellte fest, dass der Organismus nach vorbestimmten Rhythmen organisiert ist. Respektiert der Mensch diese eigenen Lebensrhythmen nicht, dann enthält er seinem Organismus eine wichtige Grundlage vor.
Deswegen sollte die Umstellung auf die Sommerzeit wie auch die Zurückstellung Ende Oktober behutsam umgesetzt werden. Menschen solten sich trotz der tickenden Uhr die Zeit nehmen, die sie für ihre Tagesaktivitäten benötigen.
Doch das gilt auch außerhalb der Umstellung von der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) auf die Sommerzeit. Schließlich ist die Zeit eines der kostbarsten Güter, über das Menschen verfügen.
Vielleicht kann die alljährliche Zeitumstellung im Frühjahr und dann wieder im Herbst ein wenig dazu beitragen, dass mehr Menschen mit ihrer Zeit bewusst umgehen. Auf geradezu extreme Weise erfüllt die Nacht, die mit den Zwei-Uhr-Schlag zugleich auch schon den Drei-Uhr-Schlag verknüpft, eine alte Weisheit: "Tempus fugit" - schon wieder eine Stunde futsch!
 
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