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Text von Freitag, 16. Januar 2004

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 Textilien in Kirchen: Museum präsentiert Paramente 
 Marburg * (fjh/pm)
Textilkunst für die Kirche zeigt die Ausstellung "PARAMENTE" bis Sonntag (9. Januar) in Ernst-von-Hülsen-Haus. Die Ausstellung im Universitätsmuseum würdigt die neueren Entwicklungen in der kirchlichen Textilkunst.
In fast jeder Kirche gibt es Altar- und Kanzelantependien, Wand- und Bodenteppiche, Altartücher und andere Weißarbeiten. Diese Textilien für den Kirchenraum und die Liturgie bezeichnet man als "Paramente". Der Begriff leitet sich vom Lateinischen "parare mensam" her. Das bedeutet so viel wie " den Tisch bereiten ".
Der Farbkanon der liturgischen Textilien richtet sich nach den Farben des Kirchenjahres. Farbe und Formen der liturgischen Textilien zeigen den Charakter der jeweiligen Kirchenjahreszeit. So steht in der Farbpalette des Kirchenjahres Violett für die Bußzeiten. Weiß wird für die großen Feste wie Ostern und Weihnachten aufgelegt. Rot gehört zu den Feiertagen der Kirche wie zum Reformationsfest oder zur Konfirmation. Die Mitte des Jahres als eine Zeit des Wachsens und der Entfaltung wird mit der Farbe Grün symbolisiert.
Dieser wechselnde Farbkanon zeigt sich in der evangelischen Kirche an Altar, an der Kanzel und am Lesepult. Manchmal sieht man ihn auch an der Stola, die der Pfarrer zum Talar trägt.
In der katholischen Kirche findet sich die liturgische Farbe auf dem Gewand des Priesters, der Kasel.
Ursprünglich war die Gestaltung von Paramenten für die evangelische Kirche verknüpft mit den Diakonissen-Mutterhäusern. Dort entstanden Ende des 19. Jahrhunderts die evangelischen Paramentenwerkstätten. Auf katholischer Seite waren es seit dem Mittelalter die Nonnenklöster, die hochwertige Handarbeiten für die Kirche fertigten.
Lange Zeit blieb die Paramentik in Material und Gestaltung einem strengen Regelwerk treu. In den 80er Jahrendes letzten Jahrhunderts begann dann jedoch eine Öffnung und Neuorientierung mit einer künstlerisch und handwerklich gut ausgebildeten Generation von Werkstattleiterinnen.
Heute sind die Paramentenwerkstätten zwar immer noch größtenteils in Frauenhand. Diakonissen und Nonnen findet man dort allerdings kaum noch. Designerinnen, Künstlerinnen und Handwerkerinnen mit zusätzlicher künstlerischer Ausbildung arbeiten heute am Stickrahmen, am Webstuhl, am Computer und an der Knüpfmaschine. Traditionelle Handwerkstechniken und mittelalterliche Färbeverfahren werden je nach Bedarf ebenso eingesetzt wie neueste computerisierte Verfahren.
Die Paramentenwerkstätten legen Wert auf den Kontakt zu künstlerischen Ausdrucksweisen ihrer Zeit. Sie arbeiten mit Grafikern, Malern, Glasgestaltern, Architekten zusammen. So entstehen Paramente, die zeitgemäße Bildfindungen auf vielfältige Weise ins textile Medium übertragen.
Im Bereich der Paramentik ist der Dialog von freier und angewandter Kunst, von Raumgestalt und Ausstattungsstücken selbstverständlich. Diese Tatsache führt zu neuen Ideen und ungewöhnlichen handwerklichen Umsetzungen.
Die Exponate im Universitätsmuseum entstammen den Textilwerkstätten in Darmstadt, Helmstedt, Ludwigslust, Neuendettelsau und Stuttgart. Die Paramente und Gewänder wurden zu diesem Anlass von den Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt.
Besichtigen kann man sie bis zum 9. Januar im Universitätsmuseum an der Biegenstraße dienstags bis sonntags von 11 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr. Geschlossen hat die Ausstellung zu Heiligabend am Freitag (24. Dezember), am ersten Weihnachtstag auf Samstag (25. Dezember) und am Freitag (31. Dezember) zu Sylvester.
 
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