Text von Dienstag, 16. März 2004
Kulturförderung: Deutschland im Rückstand | ||
Marburg * (vic)
Theaterpädagogen aus verschiedenen europäischen Ländern fanden sich am Montag (15. März) zu einer Podiumsdiskussion im sehr gut besuchten Theater am Schwanhof (TaSch) ein. Die Veranstaltung fand im Rahmen der 9. Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche statt. Die Beiträge aus Schweden, Dänemark und den Niederlanden befassten sich vor allem mit der Bedeutung des Theaters für die Schulen. In diesen Ländern wird mehr Geld in die Kulturförderung inwestiert ( . Die Kultur ist tiefer in der Gesellschaft verankert als das hir der Fall ist. Die Finanzierung von Kultur und Theater wird dort durch den Staat und die Kommunen geleistet. In Schweden ist das Theater in den Bildungszielen des Schulunterrichts am tiefsten verankert, wie die schwedische Referentin Birgitta Granbacka erläuterte. Dort soll jeder Schüler einmal jährlich eine Theatervorstellung besuchen. Das von Ole Barkentin Lauritzen vorgestellte Dänische Modell verfolgt ähnliche Ziele. In Dänemarks Schulen soll alle vier Jahre ein "Projektblock" mit verschiedenen Kulturveranstaltungen für die Schüler organisiert werden. Dabei sollen Theater, Musik, Literatur und Kunst gleichmäßig vertreten sein, um eine Ausgewogenheit zu gewährleisten. In den Niederlanden gibt es keine Richtlinien für den Umgang der Schule mit Kultur und Theater. Silvia Andringa betonte, dass es den Schulen frei stehe, derartige Themen aufzugreifen. Die Schulen verfügen dabei selbst über das Geld, mit dem die Veranstaltungen bezahlt werden. Damit haben sowohl Schüler als auch Lehrer direkten Einfluss auf die Gestaltung. Sie können mitbestimmen, was sie sehen möchten und was nicht. Der Vorteil sei, dass dies die Kreativität der Schüler steigere und sie zum Mitmachen animiere, erläuterte Andringa. Doch gab sie zu bedenken, dass dadurch so viel ausgewählt werden kann, dass Die Ausgewogenheit verlorengehen könne. Die Theater seien damit von der "Gunst" der Lehrer und Schüler abhängig, was ihre Arbeit manchmal erschwere. In der abschließenden Diskussion wurden die vorgestellten Beispiele als positiv hervorgehoben. Viele Teilnehmer wünschen sich einen ähnlichen Stellenwert von Kultur und Theater auch in Deutschland. Einig war man sich auch darin, dass mehr Geld in Kulturförderung fließen müsste. Die momentanen Sparzwänge stehen dem aber im Wege. Einige Teilnehmer bemängelten auch, dass Diskussionen über Kulturförderung meist in ideologischen "Grabenkämpfen" der politischen Parteien enden. Der Streit um die Ganztagsschulen sei dafür ein Beleg. Während diese in anderen Ländern längst eingeführt seien, laufe Deutschland dieser bildungspolitischen Entwicklung wider einmal hinterher. Ihr Kommentar |
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