Text von Samstag, 6. März 2004
Kamerapreis: 5.000 Euro an Slawomir Idziak | ||
Marburg * (muh)
Im heillos überfüllten Historischen Saal des Rathauses wurde am Freitag (5. März) der Marburger Kamerapreis 2004 verliehen. Der Preisträger heißt Slawomir Idziak. Der Pole ist nach Raoul Coutard, Frank Griebe und Robby Müller der vierte Mann, der von der Stadt Marburg und der Philipps-Universität die mit 5.000 Euro dotierte "Auszeichnung für herausragende Bildgestaltung im Film" erhält. Die Verleihung des Kamerapreises war der Höhepunkt der diesjährigen Marburger Kameragespräche. Sie finden zum sechsten Mal statt. Bis Samstag (6. März) werden sie noch andauern. Am Mittag hatte der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Karl Prümm die Kameragespräche im Filmkunsttheater am Steinweg eröffnet. Dann richteten der frisch gebackene Präsident der Philipps-Universität Prof. Dr. Volker Nienhaus, der Geschäftsführer des Bundesverbands Kamera (bvk) Dr. Michael Neubauer sowie Dr. Richard Laufner als Leiter des Fachdienstes Kultur der Stadt Marburg Grußworte an das - im Übrigen erfreulich junge - Auditorium. Im Anschluss bekamen die Besucher eine wahre Filmrarität zu sehen: "Ein Jahr der ruhenden Sonne". Von der Produktion aus dem Jahr 1984 existiert laut Prümm in ganz Europa nur noch eine einzige Kopie. Und auch qualitativ ist der Film von Krzysztof Zanussi, mit dem Idziak so oft wie mit keinem anderen Regisseur zusammengearbeitet hat, außergewöhnlich. Er schildert die tragische Liebe zwischen einer verwitweten Polin und einem US-Soldaten im zerstörten Polen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die sensible Geschichte wird von Idziak in staubig-goldene Bilder gehüllt. Nach einer kurzen Pause referierte die polnischstämmige Dr. Margarete Wach, Kölner Publizistin des Magazins "film-dienst", über "Slawomir Idziak und die Tradition der Filmschule von Lodz". Wach gab einen Abriss über Idziaks Bio- und Filmografie. Dabei zeichnete sie seinen künstlerischen Weg von der elitären Ausbildung in Lodz bis hin zu seinen Engagements in Hollywood nach. Den immensen kulturellen Einfluss der Hollywood-Filme überspitzte Idziak im anschließenden Gespräch. Er meinte, jeder Mensch werde a priori in zwei Ländern geboren: im jeweiligen Heimatland und in den USA. Zur Filmschule von Lodz sagte er, sie sei auch deshalb so herausragend und prägend, weil sie damals aus ideologischen Gründen finanziell kräftig unterstützt wurde. In dem das Fach Kamera dem Fach Regie quasi entgegengesetzt wurde, sei die Stellung der Kameraarbeit aufgewertet worden. In der filmischen Realität jedoch verhalten sich Regie und Kamera wie Herr und Diener, wie Idziak klar festzustellen weiß. Die abendliche Preisverleihung im Rathaus war öffentlich. Sie wurde eingerahmt vom "Festlichen Streichquartett" aus Marburg. Bürgermeister Egon Vaupel vergaß nicht, einen Brief von Kulturstaatsministerin Dr. Christina Weiss zu verlesen, in dem sie die rasche Bedeutung des Marburger Kamerapreises würdigte. Außerdem bedankte sich Vaupel bei den Sponsoren der Firma ARRI und der Sparkasse Marburg-Biedenkopf. Anschließend sprach Konsul Wojciech Jakubowski vom polnischen Generalkonsulat in Köln. Bevor eine studentische Filmcollage mit Idziaks Werken vorgeführt wurde, lobte Prümm Idziaks Bilder als "atemberaubend, fantastisch". Er ging auf Idziaks Farbfilter-Kunst und auf seinen subjektivierenden Einsatz von Spiegelungen und Verzerrungen ein. Schließlich hielt der Filmschauspieler und -regisseur Detlev Buck, der 1996 mit Idziak seinen größten Erfolg "Männerpension" realisiert hat, die Laudatio auf den Preisträger. Buck sagte über Idziak, ihn zeichne seine stetige "Suche nach dem kreativen Konflikt" aus. Vor allem in den jüngsten Arbeiten zu den US-Action-Filmen "Lebenszeichen - Proof of Life" aus dem Jahr )2000) und "Black Hawk Down" aus dem Jahr 2001 werde die Reibung des intellektuellen Polen an der action-orientierten Regie deutlich. In letzterem Fall ging aus ihr sogar eine Oscar-Nominierung hervor. Norddeutsch-schnoddrig verriet Buck den Anwesenden noch einige Anekdoten, bevor Bürgermeister Vaupel und Uni-Präsident Nienhaus feierlich die offizielle Urkunde für Idziak verlasen. Dem sichtlich geehrten Polen blieb nur noch, sich bei seiner Familie, seinen Freunden, seinen Kollegen, der Jury und nicht zuletzt auch bei den anwesenden Marburgern innigst zu bedanken. Ihr Kommentar |
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