Text von Donnerstag, 4. März 2004
Frauenrechte: Der Fall Ciudad Juarez | ||
Marburg * (lyg)
Unter dem Titel der Jahreskampagne "Mode, Macht und Frauenrechte" referierte die Mexikanerin Judith Galarza am Mittwoch (3. März) über den Fall Ciudad Juarez Die Veranstaltung im Marburger Weltladen fand im Rahmen des Internationalen Frauentages am Montag (8. März) statt. Judith Galarza ist selbst Familienangehörige eines der ersten Opfer von Ciudad Juarez. Ihre Schwester ist seit nunmehr 24 Jahren verschwunden. Damals gründete sie eine Organisation für Familienangehörige. Galarza hat selbst 15 Jahre in einer Maquila-Fabrik gearbeitet. Sie wurde entlassen, als sie versuchte die Arbeiterinnen zu organisieren. Ciudad Juarez ist eine mexikanische Grenzstadt zu den USA. Hier ist Endstation für viele Migrantinnen und Migranten, die in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiterreisen wollen. Seit den 60er Jahren ließen sich dort viele Maquila-Fabriken nieder. Das sind Niederlassungen multinationaler Konzerne in Freihandelszonen. Mit den Maquiladoras kamen anfangs viele neue Arbeitsplätze für die Mexikaner. Die Unternehmen unterbanden allerdings nach und nach die Lebensgewohnheiten und die Kultur der Einheimischen. Circa 70 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Sie seien so genau, bedächtig, diszipliniert und bescheiden was den Lohn betrifft ist die Begründung der Firmen, erklärte Galarza. Hinzu kommt das 80 Prozent der Maquiladoras im elektronischen Bereich tätig sind. Dabei entstehen viele Giftstoffe, die unter anderem in den nahegelegenen Fluß Rio Bravo "entsorgt" wurden. Das hatte fatale Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Die Bauern konnten die Felder nicht mehr bepflanzen und begannen zwangsläufig ebenfalls in den Fabriken zu arbeiten. Mittlerweile haben die Maquiladora-Industrieparks eine enorme Bedeutung für Mexiko. Was in Mexiko ebenfalls mehr und mehr an Macht und Bedeutung gewann und gewinnt, ist das Drogenkartell. Seit einigen Jahren kommt es zu Serienmorden an Frauen in Ciudad Juarez. Über 300 von ihnen sind vergewaltigt, verstümmelt und ermordet worden. Bisher konnten diese Morde nicht aufgeklärt werden. Das begründet Galarza auch mit Verstrickungen in hohe Kreisen der Politik, der Wirtschaft und den Kartellen. Immerhin seien schon vier Namen von Verdächtigen aus diesen Kreisen genannt worden. Mit ihrer Reise durch Deutschland will Galarza die Zustände einer breiteren Öffentlichkeit Publik machen. Davon erhofft sie sich einen baldigen positiven Ausgang des Falls Ciudad Juarez. Ihr Kommentar |
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