Text von Donnerstag, 7. Oktober 2004
Selbstverpflichtung: Standards bei Ein-Euro-Jobs | ||
Marburg * (sts)
In einem Akt der Selbstverpflichtung wird sich die Stadt Marburg Qualitätsstandards zur Bereitstellung von "Arbeitsgelegenheiten" den sogenannten "Ein-Euro-Jobs" - auferlegen. Dies sei eine - Selbstverständlichkeit, erklärte Stadtrat Dr. Franz Kahle (Grüne) am Mittwoch (6. Oktober) bei der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Jugend und Frauen. Alle Fraktionen unterstützten das Vorhaben grundsätzlich. Die CDU stimmte allerdings gegen den - ihrer Meinung nach zu kurzfristig eingereichten - Änderungsantrag von PDS, SPD und Grünen. In dem Sechs-Punkte-Plan verpflichtet sich die Stadt, Beschäftigte vor der Aufnahme einer "Arbeitsgelegenheit" umfassend über die vorhandenen Angebote, Alternativen, Rechte und Pflichten zu informieren. Zum Zweiten soll ein "Job-Pool" eingerichtet werden, damit durchr die Auswahl- und Ablehnungsmöglichkeiten die Freiwilligkeit gewährt bleibt. Sicherzustellen sei weiterhin, dass durch die "Arbeitsgelegenheiten" keine bezahlten Arbeitsplätze verdrängt werden. Die Beschäftigten sollen durch die ausgeübte Tätigkeit eine Qualifizierung erhalten, die den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt erleichtert. Das Tätigkeitsfeld soll sinnstiftend, gesellschaftlich notwendig und im öffentlichen Interesse sein. Außerdem soll jeder Beschäftigte einen Anspruch auf ein qualifiziertes Zeugnis erhalten. Darüber hinaus sollen die Arbeitnehmerrechte der Betroffenen durch einen Personalrat vertreten werden können. Gemeinnützige und freie Träger sollen diese Standards analog berücksichtigen. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf, der ab dem 1. Januar die Betreuung der Arbeitslosengeld-II-Empfänger übernehmen wird, hätten sich bereits 1.600 Menschen für die Aufnahme solcher zusätzlichen Arbeiten bereit erklärt: "Viele wollen einfach nur wieder eine sinnvolle Beschäftigung haben. die Bezahlung spielt dabei keine Rolle", meinte Kahle. Einstimmig beschloss der Ausschuss, dass sich die Stadt Marburg an der bundesweiten Initiative "Lokale Bündnisse für Familien" beteiligen soll. Mit der Einrichtung eines "Marburger Bündnisses für Familien" soll die Familienfreundlichkeit der Stadt und die Vereinbarung von Beruf und Familie gefördert werden, die Elternkompetenz gestärkt und bei Erziehungsaufgaben unterstützt werden. "Die Förderung der Familie soll Querschnittsaufgabe aller Fachbereiche der Stadtverwaltung werden", heißt es im gemeinsamen Antrag aller Fraktionen weiter. Für das Bündnis sollen neben Elterninitiativen, Betreuungseinrichtungen und Schulen vor allem auch Unternehmen, Gewerkschaften, Parteien, Verbände und Kirchen gewonnen werden. Wie das Bündnis in der Praxis organisatorisch umgesetzt werden kann, muss der Magistrat angesichts knapper personeller wie finanzieller Mittel noch prüfen. | ||
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