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Text von Donnerstag, 18. März 2004

 
LOS Marburg: Mikroprojekte fördern Eigeninitiative
  Marburg * (sts)
"Der Richtsberg darf nicht verschrieen werden. Er ist nicht so schlimm, wie gemeinhin behauptet wird", sagte die Stadtverordnete Erika Lotz-Halilovic, die selbst am Richtsberg wohnt. Zentrales Thema im Ausschuss für Soziales, Jugend und Frauen waren am Mittwoch (17. März) im Sitzungssaal "Hohe Kante" die Berichte zum Programm "Soziale Stadt Richtsberg".
Christian Meineke vom Jugendamt der Stadt Marburg und Karin Ackermann-Feulner von der Bürgerinitiative für soziale Fragen (BSF) resümierten ihre Arbeit der letzten zwei Jahre.
Der Richtsberg ist mit knapp 9.000 Bewohnern der größte Stadtteil Marburgs.m Der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund schwankt zwischen 50 und 70 Prozent.
"Die hohe Arbeitslosigkeit und der große Anteil von Problemfamilien sind die größten Schwierigkeiten am Richtsberg ", sagte Stadtrat Dr. Franz Kahle (Grüne). Von der "Lokalen Koordinierungsstelle (LOS) Marburg , werden am Richtsberg vor allem sogenannte Mikroprojekte aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt. Die jährliche Förderung umfasst 100.000 Euro, wovon 80.000 Euro für Mikroprojekte und 20.000 Euro für Sachkosten verwendet werden.
"Mit Mikroförderungen von nicht mehr als 10.000 Euro sollen Selbstorganisationskräfte durch lokale Initiativen angeregt und unterstützt werden", erklärte Meineke das Prinzip von LOS. Träger dieser Projekte können Vereine, Verbände, Kirchengemeinden, örtliche Unternehmen, aber auch Einzelpersonen - zum Beispiel bei Existenzgründungen - sein.
"Das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger hat in letzter Zeit spürbar zugenommen, besonders aus dem kirchlichen Bereich", stellte Meineke fest. Den neugegründeten Vereinen "Deutsch-Osteuropäisches Integrationszentrum (DOIZ) und "Islamischer Kulturverein" wurden angemietete Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Dort soll zusätzlich ein Boxcamp entstehen. Zu diesem Zweck und um neue Finanzierungsquellen für die gestiegene Initiativbereitschaft zu finden, haben die Stadt Marburg und die BSF den Verein "Netzwerk Richtsberg" gegründet.
Aber auch Existenzgründungen für die russische Tanzschule "Snejana" und einen freiberuflichen Musiklehrer wurden gefördert sowie zahlreiche Projekte zur kommunalen Integration und Sprachförderung. "Bei allen bestehenden Problemen sollten wir auch einmal die großen Integrationsleistungen am Richtsberg würdigen", meinte Meineke zum Abschluss seines Berichts.
Diskutiert hat der Ausschuss noch die Konsequenzen einer Ausbildungsplatz-Abgabe für die Stadt Marburg. Ein Antrag der Christdemokraten zur Prüfung der möglichen Folgen wurde jedoch mangels gesetzlicher Vorgaben abgelehnt.
Einstimmig beschlossen wurde hingegen ein Antrag der gleichen Fraktion zur Prüfung, inwieweit die Sprachkompetenz von Eltern und Kindern in Kindergärten verbessert werden könnte. Wenn möglich, soll dies im Rahmen des Projekts "Starke Eltern - Starke Kinder" geschehen.
 
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