Text von Mittwoch, 10. November 2004
Kälteeinbruch: Neoliberal bis zum Umfallen | ||
Marburg * (fjh)
Eiskalt ist es geworden. Ein scharfer Wind weht den Menschen ins Gesicht. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch in Marburg ins Rutschen gerät. Wo ist die Wärme vergangener Jahre? Wer hat uns Mitmenschlichkeit und Solidarität heimlich weggenommen? Selbst das Wort "Solidarität" hört man nur noch in Kreisen "ewig Gestriger" auf Versammlungen von Gewerkschaften oder "linken" Parteien. Der ruppigen Kälte des Alltags steht eine seltsame Hitze gegenüber bei der Debatte, wie man die Menschen ins Schwitzen bringen könnte. Einen hat die hitzige Diskussion um eine Streichung von Feiertagen schon ins Schwitzen gebracht: Bundesfinanzminister Hans Eichel musste seinen unsäglichen Vorchlag wider zurückziehen, den "Tag der Deutschen Einheit" immer an einem Sonntag zu begehen. Doch nun entbrent ein wahres Feuerwerk weiterer Vorstöße. Vor allem die Vertreter von Wirtschaftsorganisationen tun sich hier hervor. Sie fordern eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit, die Verkürzung des Urlaubs und bei alledem zusätzlich auch noch einen finanziellen Verzicht der Beschäftigten. Auch der Samstag solle nun ein ganz normaler Arbeitstag werden. All diese Regelungen - so beteuern sie unaufhörlich - seien notwendig, um den "Aufschwung" der Konjunktur herbeizuführen. Den benötige auch der Staat, um seine Finanzen durch höhere Steuereinnahmen aufzubessern. Die Menschen zählen nichts in diesem Kalkül. Sie sollen schuften bis zum Umfallen. Und wenn sie umgefallen sind oder als überzählig ausgesondert, dann sollen sie darben. 345 Euro im Monatsind doch wirklich genug! Von diesen reichtümern sollen alle konsumieren, was das Zeug hält. "Binnen-Nachfrage" nennt man das. Damit hapert es derzeit leider noch. Die Leute geben ihr Geld einfach nicht aus! Wie aber sollten sie auch, wenn man sich Sorgen um die eigene Zukunft machen muss? "Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not!" Dieser Spruch ist auch so ein Relikt aus vergangenen Tagen. Damals haben Sparkassen und Banken noch fette Gewinne geschrieben. Seinerzeit ging es auch der Wirtschaft und dem Staat besser. Aber das war einmal! Inzwischen ist es wieder "modern", Menschen mit der Peitsche zu Sklavenarbeit anzutreiben. Als "modern" gelten Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Als "modern" verkaufen uns die Protagonisten des Neoliberalismus ihr gieriges Gewäsch vom "freien Markt", der alles - wie von Geisterhand - selbst regelt. Derweil vermodern die alten Werte auf dem Müllhaufen dieser skrupellosen Ideologie. Angesichts ihrer Unmenschlichkeit bin ich doch lieber ein "ewig gestriger". Schließlich kommen alle Moden auch einmal an ihr Ende. Dann wird das, was heute noch als "modern" gepriesen wird, auf dem Müllhaufen der Geschichte vermodern. Keiner außer den habgierigen Demagogen dieser vorgeblichen "Freiheit" wird dem ."Neoliberalismus" auch nur eine einzige Träne nachweinen. Der "Neoliberalismus" ist längst schon gescheitert; er will es nur nicht wahrhaben! | ||
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