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Text von Freitag, 8. Oktober 2004

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 BRAIN: Fünf Jahre Beratung zu Hochbegabung 
 Marburg * (sts)
Intellektuelle Hochbegabung kann bei Kindern schnell zu einer Unterforderung in der Schule und damit einhergehend zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Oft ist es für Lehrer wie Eltern schwierig, die Gründe hierfür zu erkennen, sprich die Hochbegabung festzustellen. Seit nunmehr fünf Jahren versucht die begabungsdiagnostische Beratungsstelle "BRAIN", in solchen Fällen Anlaufstelle für Eltern, Lehrkräfte, Erzieher und Psychologen zu sein. Am Freitag (8. Oktober) wurde im Dekanatssaal des Fachbereichs Psychologie der Philipps-Universität der Jubiläumstag feierlich begonnen.
Prof. Dr. Detlef H. Rost konnte zahlreiche Gäste aus ganz Deutschland zu der ganztägigen Veranstaltung begrüßen. Er leitet die "BeRAtung und INformation über besondere Begabung ". Das ist der ausgeschriebene Name von "RAIN".
Zum Thema "Hochbegabtenförderung in Hessen - gestern, heute, morgen" sprach die hessische Kultusministerin Karin Wolff. Als neutrale Instanz informiert BRAIN zu Fragen von Hochbegabung, hilft Unsicherheit zu reduzieren und unzutreffende Mythen bezüglich hochbegabter Kinder gezielt abzubauen. In den letzten fünf Jahren hat BRAIN 2039 telefonische Beratungen durchgeführt und 919 Fälle einer genauen diagnostischen Prüfung unterzogen. In den knapp 800 erstellten Begabungsgutachten wurde nur zu einem Drittel tatsächlich eine Hochbegabung des Kindes festgestellt. In ausführlichen, im übrigen kostenlosen, Beratungen werden die Eltern dann von qualifizierten Diplom-Psychologen über weitergehende Förderungsmöglichkeiten und Beratungsstellen informiert. Das Kultusministerium hat die Beratungsstelle in den vorangegangenen Jahren mit 840.000 DM unterstützt und die Förderung bis März 2008 verlängert.
"Die Offenheit gegenüber jeder Form von Begabung muss Einzug in den Schulalltag halten", sagte Wolff in ihrer Rede. Sie plädierte dafür, dass "Fordern"und Fördern von hochbegabten Kindern zu einem zentralen Inhalt in der gesamten Lehrerausbildung zu machen. In den letzten zwei Schuljahren seien 31 Grundschulen in Hessen mit rund 300.000 Euro gefördert worden, die in diesem Bereich besondere Anstrengungen unternommen hätten. 62 Schulen in Hessen besäßen zudem ein Gütesiegel zur Förderung Hochbegabter.
"Jedes Kind muss an die Grenzen der persönlichen Leistungsfähigkeit heran geführt werden. Nur so können diese Grenzen weiter verschoben werden", meinte die Ministerin. Zudem müsse mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, dass hochbegabte Kinder "überbeweglich und schwierig" seien. Nur in 15 Prozent aller Fälle träfe dies zu. BRAIN leiste gerade auch in diesem Punkt wertvolle Aufklärungsarbeit. Dennoch sei noch viel zu tun, denn es könne ja schließlich nicht sein, dass in Großbritannien 30 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland hingegen nur 18 Prozent, hochbegabt sei. Frühere Erkennung und gezieltere Förderung müssten daher die Aufgaben der nächsten Jahre sein.
 
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