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Text von Dienstag, 15. Februar 2005

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 Vorbild im Verhör: Geradlinigkeit bis in den Tod 
 Marburg * (fjh)
"Sophie Scholl - die letzten Tage" ist der Titel eines neuen Films über die Münchener Widerstandskämpferin. Er dokumentiert den Mut der 21-jährigen Studentin in ihren Verhören durch die Geheime Staatspolizei (GeStaPo). Dabei stützt er sich auf die Protokole dieser Verhöre.
Dem selben Thema hatte sich im August 2001 auch schon das Hessische Landestheater gewidmet. Das Stück "Die weiße Rose" der - in den USA lebenden - Autorin Lillian Garrett-Groag überzeugte das Marburger Publikum schon damals. Der Geheimpolizist Robert mohr wurde in dieser Inszenierung des Intendanten Ekkehhard Dennewitz aber nicht nur Sophie Scholl, sondern auch ihrem Bruder Hans und seinen Mitstreitern Alexander Schmorell, Christoph Probst und Wilhelm Graf gegenübergestellt.
Sophie Scholls unerschrockene Geradlinigkeit im Verhör - selbst angesichts der drohenden Todesstrafe - kann auch junge Menschen mehr als 60 Jahre nach der historischen Begegnung zwischen der Widerstandskämpferin und den Nazi-Schergen immer noch beeindrucken.
Vielleicht hat der Film bei seiner Präsentation zur "berlinale" am Montag (14. Februar) ja auch deswegen so viel Anerkennung gefunden, weil Werte wie Freundschaft, Ehrlichkeit und mutiges Eintreten für die eigene Überzeugung heutzutage selten geworden sind. Umso wichtiger ist es, diese Werte einem interessierten Publikum wieder zu vermitteln.
Stoff für weitere ähnliche Produktionen gäbe es gewiss genug. Ein Verhör der Marburger GeStaPo wäre für eine Bearbeitung als Film oder Theaterstück sicherlich auch geeignet. Der Marburger Romanist Prof. Werner Krauss wurde darin zu seiner Bibliothek befragt. Bei einer Hausdurchsuchung hatten die Nazi-Schnüffler dort unter anderem Thomas Manns "Der Zauberberg" gefunden. Diesen Roman hielten sie für "verjudet".
Krauss schlug nun dem Marburger GeStaPo-Mann vor, dieses Buch mit ihm durchzugehen und dabei die Stellen zu zeigen, wo der Roman denn "verjudet" sei. Das lehnte der Nazi ab. Man könne es ihm nicht zumuten, ein solches "Machwerk" lesen zu müssen.
Daraufhin fragte Krauss den Geheimpolizisten, ob er den "Zauberberg" denn überhaupt gelesen habe. Das hatte der selbstverständlich nicht. Schließlich sei das Buch doch über und über "verjudet".
Diese Bemerkung veranlasste den Romanisten zu der Antwort, er sei Wissenschaftler. Er pflege nur über etwas zu urteilen, was er auch kenne.
 
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