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Text von Montag, 30. Mai 2005

> k u l t u r<
  
 Vertanzter Tod: Earthdance-Cooperation brillierte 
 Marburg * (mid)
Die jährlichen Gastspiele der Leipziger Künstlerplattform "Earthdance Cooperation" gehören seit dem Jahr 2000 zum festen Programm der Waggonhalle. Den letzten ihrer insgesamt drei Auftritte in diesem Jahr absolvierten die Tänzerinnen am Sonntag (29. Mai).
Martina La Bonté, Anke Full und Susanne Ogan brachten vier einzelne Choreographien auf die Bühne-Zusammengefasst waren sie unter dem Titel "Outside".
Erwartungen an das Bevorstehende wurden bei den Zuschauern gleich zu Anfang geweckt. Bereits während des Einlasses verlas Stefan Ebeling aus dem Off einen Text. Er präsentierte darin die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema "Der Tod und das Mädchen". In der ersten Choreographie führte die Gründerin der Truppe Martina La Bonté ihre persönliche Auseinandersetzung mit Sterben und Tod vor. Verhaltene Bewegungsabläufe und im Schwung sanft ausgebremste Bewegungen zu Beginn, Unsicherheit und Furcht spiegelnd, wurden dabei plötzlich abgelöst vom ekstatischen Aufbegehren des rebellierenden Körpers. Mit ausgreifenden Bewegungen eroberte er Raum zurück und führte so seinen Kampf gegen die Endlichkeit. Das isolierte Körper-Subjekt, in dieser Situation vollkommen auf sich gestellt, unterliegt jedoch. Vom Spotlight eines Scheinwerfers im übertragenen Sinne an die Wand gedrückt, ist es dem Sterbeprozess hilflos ausgeliefert. Der Körper folgt dem Unvermeidlichen schließlich mit zögernder Ergebenheit.
Das zweite Stück des Abends trug den Titel "Farewell". Nach einer Choreographie von Gregory Livingston tanzte Anke Full "ein Stückchen Abschied". Die Künstlerin überzeugte dabei - abgesehen von ihrer energiegeladenen tänzerischen Darbietung - vor allem auch mit mimischem Können. Die Integration verfremdeter Alltagsgesten und -handlungen in den Tanz, beispielsweise das Sich-Kratzen oder Blumenpflücken, gestaltete sich durchweg sehr flüssig und gelungen.
Nach eigener Choreographie tanzte im Anschluss Susanne Ogan eine Szene unter dem Titel "Geröll". Hier beeindruckte die perfekte Beleuchtung. Die tänzerische Darbietung, die stark auf wiederholte und nur minimal variierte Bewegungsabläufe setzte, wurde effektvoll durch das Spiel mit Licht und gezielt erzeugten Schatten untermalt.
Ein "Monolog für Viele" von La Bonté, beendete schließlich den Abend. Tänzerisch umgesetzt wurde er von Anke Full und der Choreographin selbst. Gerade die imponierende Synchronizität der Darbietung unterstrich hierbei die Einzigartigkeit der Bewegung eines jeden Körpers. Leichtfüßig und präzise nahmen sich bei Full dieselben Bewegungen aus, die La Bonté auszukosten schien, indem sie sich schwer in sie hineinfallen ließ.
Die tänzerischen Leistungen an diesem Abend befanden sich durchweg auf hohem Niveau. Bedauerlich war daher die Kürze des Programms: Schon nach einer knappen Stunde endete eine rundum gelungene Präsentation vielseitiger Variationen körperlich-sinnlicher Ästhetik.
 
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