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Text von Mittwoch, 13. July 2005

> k u l t u r<
  
 Kultur-Knete: Waggonhalle will höhere Zuschüsse 
 Marburg * (hjf)
Eine Liste mit rund 3.000 Unterschriften zum Erhalt der Waggonhalle haben Vertreter des Kulturzentrums am Mittwoch (13. Juli) im Rathaus an Oberbürgermeister Egon Vaupel übergeben. Das frischgebackene Stadtoberhaupt bedankte sich ob der großen Zahl an Unterschriften und versprach die Hilfe der Stadt Marburg.
Die Waggonhalle hat sich in den letzten Jahren zu einem Zentrum innerhalb der Kulturszene in Marburg gemausert. Wie der Name schon vermuten lässt, finden die Veranstaltungen in der Waggonhalle auf einem stillgelegten Bahngelände in der Rudolf-Bultmann-Straße statt.
Schon seit 1996 wird hier ein eher alternatives Programm geboten. Doch nun gab es Probleme mit der anstehenden Verlängerung des Pachtvertrags. Inzwischen hat die Deutsche Bahn AG den Vertrag für die alte Halle jedoch verlängert.
Für die Sicherung der Zukunft des Kulturzentrums sammelten die Mitarbeiter der Waggonhalle und das Publikum bis Mitte Juni in wenigen Wochen rund 3.000 Unterschriften von Marburger Bürgern. Damit sollte die Wichtigkeit der Einrichtung unterstrichen werden.
Weil die Mitarbeiter gerade so schön in Schwung waren, beauftragten sie auch gleich noch eine Unternehmensberatung. Die prüfte, wo sich die Waggonhalle in Zukunft finanziell hinentwickeln wird.
Deshalb erhielt Vaupel nicht nur die Unterschriftenliste, sondern gleichzeitig auch eine Aufstellung der künftig benötigten öffentlichen Zuschüsse. Der Oberbürgermeister betonte, das ihm die wichtige Rolle der Waggonhalle als sozio-kulturelles Zentrum durchaus bewusst sei. Auch die große Anzahl der Unterschriften ließ ihn nicht unbeeindruckt. "Das sagt schon was über die Zustimmung der Bevölkerung aus. Und auch über die Programmgestaltung", meinte er.
Bislang unterstützt die Stadt die Waggonhalle mit rund 24.000 Euro jährlich. "Das reicht aber nur deshalb, weil wir alle für Niedrigstlöhne arbeiten", betonte Waggonhallen-Geschäftsführer Manfred Schmidt. Auch durch die Hilfe von Praktikanten halte sich das Kulturzentrum über Wasser.
Doch man müsse auch an die Zukunft denken und die Löhne auf ein angemessenes Niveau bringen. Die geforderten Zuschüsse belaufen sich daher auf rund 80.000 Euro für die kommenden Jahre. Dabei müsse die Zuschuss-Summe nicht sofort sprunghaft ansteigen. Jedoch solle sie sich künftig dahin entwickeln.
Anders als viele öffentliche Kulturzentren finanziert sich die Waggonhalle zu 85 Prozent aus eigenen Einnahmen. Bei staatlichen Kulturbetrieben beläuft sich der selbst erwirtschaftete Anteil daggen oft nur auf 10 bis 15 Prozent.
Mit rund 260 Aufführungen pro Jahr stellt sich auch die Besucher-Frequentierung positiv dar. Projekte für Kinder- und Jugendeinrichtungen sollen das Niveau künftig noch steigern.
Auch die Besucherzahlen hält Schmidt für zufriedenstellend. Doch das sei es nicht, worauf es Vaupel in erster linie ankommt. "Qualität lässt sich nicht an Besucherzahlen messen", erläuterte er.
Stadträtin Dr. kerstin Weinbach bekräftigte als Kulturdezernentin den Wunsch, die Kultur in Marburg möglichst stark zu fördern. Allerdings würden hier - wie auch in vielen anderen Bereichen - schlicht die Mittel fehlen.
Auch Vaupel betonte, dass die Zuschüsse in absehbarer zeit nicht auf die geforderte Summe ansteigen könnten. Allerdings sicherte er zu, dass die Waggonhalle bei den haushaltsgesprächen stärker berücksichtigt werde. Er wies jedoch darauf hin, dass die Stadt mit rund sieben Millionen Euro jährlich schon wesentlich mehr Gelder für kulturelle Belange zur Verfügung stellt als dies in anderen Städten der Fall sei.
Außerdem habe es auch schon Unterstützung und deutliche Zuwendungen bei den Verhandlungen mit der Bahn zum Thema Pachtvertragsverlängerung gegeben. Denn wenigstens der Verbleib in dem einstigen Lokschuppen ist der Waggonhalle mittlerweile sicher.
Marburgs Kulturinteressierte können also aufatmen. Das Kulturzentrum "Waggonhalle" wird auch in Zukunft sein alternatives programm auf die Bühne bringen.
 
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