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Text von Dienstag, 15. November 2005

> k u l t u r<
  
 Sieg der Virtuosität: Kanadisches Quartett brillierte 
 Marburg * (fjh)
Anfangs störten die Glocken von Sankt Peter und Paul. Doch davon ließ sich das St. Lawrence String Quartet nicht lange aufhalten. Mit einem Konzert der absoluten Weltklasse begeisterten die vier Streicher am Montag (14. November) in der Stadthalle das Publikum.
Mit dem Streichquartett in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart zeigten die Kanadier gleich zu Beginn ihr außergewöhnliches Können. Im Köchel-Verzeichnis ist das 1789 entstandene Werk unter der Nummer 575 verzeichnet.
Hetzen andere Musiker mitunter eher hektisch durch Mozarts Partituren oder präsentieren sie mit süßlichem Pathos, so verliehen die Kanadier seinem Streichquartett gleichzeitig Tiefe und Leichtigkeit. Ziemlich modern mutete Mozarts Stück an, das sie mit großem Einfühlungsvermögen intonierten. Bei ihrem Spiel stimmte einfach alles von den Tempi bis zur Lautstärke.
Absolut synchron intonierten die beiden Viloinisten an den entsprechenden Stellen ihre Partitur. Man merkte kaum, dass da zwei Instrumente gleichzeitig spielten.
Einen deutlichen Gegensatz zu Mozarts Werk bildete anschließend das Streichquartett Nummer 7 in Fis-Moll von Dimitri Schostakowitsch. Der Komponist hatte sein im Mai 1960 in Leningrad uraufgeführtes Opus 108 seiner Frau Nina Vasilevna gewidmet.
Den ganzen Bogen der Möglichkeiten des Spiels mit Streichinstrumenten hat er in diesem Werk aufgespannt. Und genau diesen Bogen spannte das St. Lawrence String Quartet auch gekonnt vor dem Publikum auf. Die Sensibilität dieser Interpretation wirkte richig anrührend.
Angesichts dieser Meisterleistung war es kein Wunder, dass die Besucher die vier Musiker mit langanhaltendem Applaus in die Pause entließen.
Der Weltklasse gehören sie bereits seit einigen Jahren an. Dabei wurde das Quartett erst 1989 in Toronto gegründet. Studiert haben die Musiker beim Emerson String Quartet, dem Tokyo String Quartet und beim Juillard String Quartet. Heute unterrichten die Virtuosen an der renommierten Stanford University im US-Bundesstaat California.
Insbesondere der erste Geiger Barry Shiffman begeisterte durch sein großartiges Spiel. Aber auch die anderen drei standen ihm kaum nach in ihrem Virtuosität. Geoff Nutall beeindruckte an der zweiten Violine. Die Kanaderin Lesley Robertson begeisterte an der Viola. Am Violoncello zeigte Christopher Constanza sein Können.
Ihre Klasse bewiesen die vier auch bei Robert Schumanns Steichquartett a-Moll Opus 41 Nummer 1. Wieder fächerten sie nahezu die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten ihrer Instrumente auf.
Nach einem donnernden Schlussapplaus folgte schließlich noch eine Zugabe. Auch hier verzauberten die phantastischen Vier ihr Publikum wieder mit gekonnten Pizzikati und gelungenem Spiel.
Besser kann ein Streichquartett wirklich nicht mehr spielen. Das Konzert des St. Lawrence String Quartet war - wie es eine Zuhörerin am Ende ausdrückte - "überirdisch gut!"
 
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