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Text von Donnerstag, 20. Januar 2005

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 Kriegshilfe: Wohin die Gelder fließen 
 Marburg * (atn)
Über den permanenten Kriegszustand in Äthiopien und Eritrea berichteten am Mittwoch (19. Januar) im Café am Grün Steffi Meyer und Mussie Habte, Politikwissenschaftler und Doktorand an
der Universität Hamburg. Der Eritreer Habte legte mit seinem Vortrag "Zwischen Anspruch und Wirklichkeit - Die Rolle der Entwicklungszusammenarbeit in gewalttätigen Konflikten" die jüngere gemeinsame Geschichte der Staaten Eritrea und Äthiopien dar. Außerdem beleuchtete er die Beziehungen beider Staaten zu den westlichen Mächten und die Rolle der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
Der äthiopisch-eritreische Krieg gilt als erster High-tech-Krieg auf afrikanischem Boden. 700.000 Soldaten standen sich gegenüber. Zahlreiche junge Menschen fielen den Auseinandersetzungen zum Opfer. Entbrannt ist der Konflikt aufgrund von Grenzstreitigkeiten nach der Ablösung Eritreas von Äthiopien im Jahre 1993.
In Äthiopien, das etwa zehn mal so groß ist wie sein nördlicher Nachbar Eritrea, kam es zu Beginn der 90er Jahre durch die Umwälzungen in den Ostblockstaaten zu einer Destabilisierung des sozialistischen Mengistu-Regimes. Die Rebellenbewegungen "Ethiopian People´s Revolutionary Democratic Front" (EPRDF) und die "Eritrean People´s Liberation Front" (EPLF) brachten die nördlichen Provinzen unter ihre Kontrolle und stürzten Mengistu.
In Eritrea errichtete die EPLF eine Übergangsregierung. Den neuen Staat Eritrea erkannte Äthiopien an. Als dessen Regierung jedoch im Herbst 1997 die gemeinsame Währung - den äthiopischen Birr - abschaffte und eine eigene Währung einführt, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten. Eine von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) finanzierte Karte beider Gebiete sorgte zusätzlich für Konfliktpotential. Die bisher nicht demarkierte Grenze wurde Auslöser von Streitigkeiten um eigentlich wenig kostbares Land.
Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA), die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und Uganda bemühten sich um Schlichtung. In Den Haag erarbeitete eine Grenzkommission einen Friedensplan, den einzuhalten sich beide Konfliktparteien verpflichtet haben, was aber nicht vollends geschah.
Paradox scheint, dass in Eritrea zehn Prozent der Produktivkräfte durch das Kriegsgeschehen absorbiert werden. Dadurch ist die Wirtschaft des Landes zum Erliegen gekommen. Durch eine finanzstarke Diaspora, die beispielsweise mit einer Solidaritätssteuer von zwei Prozent des Einkommens zur Unterstützung des heimatlichen Haushalts herangezogen wird, aber auch von selbst bereitwillig gibt, ist das Land von internationaler Entwicklungshilfe dennoch relativ unabhängig.
Zwei Drittel des Haushalts werden mit Geldern von außen gedeckt. Monatlich werden eine Million US-Dollar für den Krieg ausgegeben. 2,3 Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht. Das Land ist von internationaler Lebensmittelhilfe abhängig.
Habte zeigte auf, dass es zum Beispiel den USA möglich wäre, mit mehr Druck auf beide Staaten den Konflikt schneller zur Ruhe zu bringen. Denn Eritrea und Äthiopien sind neben Ruanda und Uganda die einzigen afrikanischen Alliierten im Kampf der USA gegen den internationalen Terrorismus.
Laut Meyer entspricht die internationale Entwicklungshilfe - auch die deutsche - nicht der Wirklichkeit in den Zielländern. Sie sei nicht effektiv und setze am falschen Punkt an. Klar ist, dass das Ziel von finanzieller Unterstützung ärmerer Länder nicht sein kann, dass deren Regierungen die Hilfe nutzen, um schwelende Konflikte zu kultivieren, unter denen die Bevölkerung jahrzehntelang zu leiden hat.
Diese und andere Paradoxien in den Verhältnissen zwischen Geber- und Nehmerländern zeigte Habte in seinem anschaulichen Vortrag sehr deutlich. Wie - und ob - es Westmächten möglich ist, inner- und zwischenstaatliche Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent zu schlichten, bleibt aber dahingestellt.
 
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