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Text von Freitag, 21. Januar 2005

> p o l i t i k<
  
 Her mit Deinen Daten: Aufforderung zum Striptease 
 Marburg * (fjh)
Der "Genetische Fingerabdruck" muss her! In dieser Forderung eifern deutsche Politiker seit dem Mord an dem Münchener Modeschöpfer Rudolf Mooshammerum die Wette. Der Schutz von Persönlichkeitsrechten soll nach ihren Vorstellungen zurücktreten hinter die Gier der Ermittlungsbehörden nach genetischen daten. Doch die selben Politiker, die die intimsten Daten der Bürgerinnen und Bürger der Polizei preisgeben möchten, wiegern sich standhaft, ihre eigenen Nebenverdienste vollständig offenzulegen.
Mancher Abgeordnete verfügt über eine lange Liste von geldgebern. Zahlreiche Jobs kann er neben seinem Mandat im Deutschen Bundestag noch wahrnehmen. Natürlich lässt er sich diese Nebentätigkeiten alle fürstlich bezahlen. Dass das wohlmöglich eine Art von bestechung wäre, kann nur eine boshafte Unterstellung sein!
Damit das dumme Wahlvolk auch nur ja nicht genauer hinsehen kann, wen der fleißige "Volksvertreter" da alles vertritt, besteht er auf den Schutz seiner persönlichen Daten. Und da die Abgeordneten selbst bestimmen, wie ihre Angelegenheiten geregelt werden, werden sie das schon zur eigenen Zufriedenheit regeln.
Anderen hingegen erlegen sie derweil einen Striptease auf: Wer "Arbeitslosengeld II" (ALG II) beantragt, der muss 16 Seiten Fragebogen ausfüllen. D muss jeder Cent Nebenverdienst angegeben werden.
Den sogenannten "genetischen Fingerabdruck" soll auch jeder Verdächtige hinterlassen, dem ein Ladendiebstahl zur Last gelget wird. Darf derzeit nur ein Richter solche DNATests anordnen, so möchten Bundesinnenminister Otto Schily die Gen-Analyse zum Bestandteil jeder "Erkennungsdienstlichen Behandlung" mache. Die Polizei dürfte dann frei verfügen über die Erbinformationen aller Verdächtigen.
Da drängt sich ein böser Verdacht auf: Halten die Politiker etwa alle Menschen von vornherein für potentielle Kriminelle, weil sie selbst so sind?
 
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