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Text von Freitag, 25. Februar 2005

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 Stolpersteine: AStA-Projekt gegen das Vergessen 
 Marburg * (fjh/pm)
"Stolpersteine - Steine gegen das Vergessen" nent sich ein Projekt zur Erinnerung an die Nazi-Diktatur. Das Antifaschismus- und Antirassismus-Referat des Allgemeinen studierenden-Ausschusses (AStA) möchte mit solchen "Stolpersteinen" auf die Deportationen von bürgerinnen udn Bürgern auch aus Marburg in die Vernichtungslager aufmerksam machen. Zur Information über das Projekt findet am Freitag (4. März) um 19.30 Uhr im Büro des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an der Bahnhofstraße ein Dia-Vortrag des Kölner Künstlers Gunther Demning zur Entwicklung und Idee der "Stolpersteine" mit anschließender Diskussion statt.
"Stolpersteine" sind die kölsche Art des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Diktatur. In das normale Straßenpflaster sind vor Häusern, aus denen man nachweislich Juden, Kommunisten, Sinti, Homosexuelle gezerrt und abtransportiert hat, Pflastersteine mit Messingköpfen verlegt. Sie funkeln in der Sonne. Der Schritt stockt, und dann liest man eingraviert: "Hier wohnte Wolfgang Horst Kanninka, *1926, deportiert 1942 nach Minsk." Er war 16 Jahre alt, und an ihn erinnert jetzt - wie an viele andere - mit Namen und Datum ein solcher Stolperstein.
Seit 1995 verlegt Gunther Demning 10 mal 10 Zentimeter große Betonquader mit einer eingelassenen Messingplatte vor den ehemaligen Wohnhäusern von Opfern der Nationalsozialisten. Auf den kleinen Steinen sind Name, Geburtsjahr und Tag der Deportation vermerkt. Mit den Steinen soll die Erinnerung an einzelne Menschen in den heutigen Alltag, an den Ort der Deportation geholt werden. Insbesondere die Idee des individuellen Gedenkens ist dabei ein wichtiger Aspekt des Projekts.
"Wissen Sie, wie viele Personen aus Marburg in der Zeit des Nationalsozialismus in Konzentrations- und Vernichtungslager transportiert wurden?", fragt der AStA. Bisher sind die Zahlen nur mit etwas Glück in Archiven zu finden. Zum Teil ist noch gar nicht genau recherchiert. Mit den "Stolpersteine" n wird das Gedenken an einzelne Schicksale in das Stadt- und Straßenbild, in die alltägliche Wahrnehmung geholt. Das individuelle Schicksal der jeweiligen Person wird so viel gegenwärtiger.
Gleichzeitig wird zum Nachforschen über die genauere Lebensgeschichte eingeladen. Vielleicht drängt sich dabei die Frage auf, wie die Deportation vonstatten gegangen ist? Ob die Nachbarn wohl damals das Geschehen vom F habenster aus verfolgten und nachher nichts gewußt haben wollen?
Es bleibt der Beobachterin und dem Nachbarn, dem vorübereilenden Passanten oder der Touristin überlassen, welche Fragen er oder sie sich stellt.
Auf der Veranstaltung soll es neben der Vorstellung der Idee der "Stolpersteine" auch um die konkrete Umsetzung des Projekts in Marburg gehen. Das Referat für Antifaschismus und Antirassismus des Marburger AStA wird die bisherigen Bemühungen und die weiteren Planungen vorstellen.
das Projekt "STOLPERSTEINE" lebt vom Mitmachen. Für die Umsetzung in Marburg bedarf es neben aktiven Mitstreiterinnen und Mitstreitern auch Menschen, die eine Patenschaft für einen oder mehrere Steine übernehmen. Ein Stolperstein kostet inklusive der Verlegung ungefähr 95 Euro. Der AStA such noch Interessierte, die einen oder mehrere Steine finanzieren.
 
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