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Text von Donnerstag, 30. Juni 2005

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 G-Strich: Fülberths Kapitalismus-Kritik 
 Marburg * (sts)
Georg Fülberth - der Begründer der "Kapitalistik". Zweifelhaft ist, ob dem Marburger Politikwissenschaftler der Coup gelingt, einen Wissenschaftszweig dieses Namens zu etablieren.
Eine fachübergreifende Lehre vom Kapitalismus, eine Analyse seiner Vor- und Nachteile aus allen Blickwinkeln würde im universitären Alltag ohnehin "verhunzt", meinte Fülberth. Am Mittwoch (29. Juni) stellte der 66-jährige sein neues Buch "G Strich - Kleine Geschichte des Kapitalismus" im Café am Grün vor. Etwa vierzig Anwesende fanden sich zu der kostenlosen Veranstaltung ein.
Der Titel "G-Strich" stammt von Karl Marx. Dieser reduzierte die kapitalistische Produktionsweise auf die Formel G - W - G´. Geld (G) wird investiert, um eine Ware (W) zu kaufen. Wenn diese Ware für mehr Geld weiterverkauft wird, entsteht der Gewinn (G´) für den Verkäufer. Die Gewinnerzeugung und die Akkumulation des Kapitals sind laut Fülberth die maßgeblichen Kennzeichen des Kapitalismus.
Im Theorie-Teil seines Buches versucht er sich neben der Erläuterung des Kapitalismus auch an einer Definition des Gewinns mit dem Schluss, dass nur ein "Puzzle" verschiedener Erklärungsversuche weiterführe: "Nicht monokausal, sondern nur multifaktorisch lässt sich der Gewinn erklären".
Im zweiten Teil von "G-Strich" geht es dann um die Entstehung und die verschiedenen Phasen der Kapitalismus-Entwicklung. Dabei geht Fülberth auch explizit auf Gegenbewegungen zum Kapitalismus und Ideen zu seiner Überwindung ein.
Am Ende steht ein Ausblick auf das Ende des Kapitalismus, das allerdings derzeit nicht absehbar sei. Im Verhältnis zur Erdgeschichte sei die 500-jährige Kapitalismus-Geschichte aber ohnehin nur ein historischer Wimpernschlag.
Zwei politische Ansatzpunkte gibt Fülberth dem Leser noch mit auf den Weg: Die Gefahren des Kapitalismus (Krieg, Verschleiß von Ressourcen, Unterdrückung und Ausbeutung) müssten blockiert und andere Potentiale dieses Gesellschaftssystems zur Erleichterung des menschlichen Lebens (Naturwissenschaft, Technik, Medizin) weiter entwickelt werden. Ob aber auf den Kapitalismus eine "bessere" oder "schlechtere" Gesellschaftsform folgen würde, sei in keiner Weise ausgemacht.
"In diesem Jahr wird es mit der Überwindung des Kapitalismus wohl nichts mehr werden", äußerte Fülberth schließlich doch noch eine - wenn auch wenig gewagte - These.
 
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