Text von Donnerstag, 7. July 2005
Terror in London: Vergleichsweise sicher in Marburg | ||
Marburg * (fjh)
Manchmal wünscht man sich, Marburg wäre vielleicht ein wenig weniger provinziell. Doch an Tagen wie diesem Donnerstag (7. Juli) ist wohl fast jeder Marburger froh, nicht in einer Metropole zu wohnen. Sechs Expolosionen wurden am Vormittag aus London gemeldet. Terror versetzt die britische Hauptstadt derzeit in Angst und Schrecken. Während der Rush-Hour gab es mindestens zwei Explosionen im U-Bahn-Netz. Außerdem wurde einem der Londoner Doppeldeck-Busse das Dach abgerissen. Zwei weitere Busse und eventuell auch zwei weitere U-Bahn-Züge könnten nach unbestätigten Meldungen ebenfalls Ziel von Anschlägen geworden sein. Von mindestens 90 Verletzten ist die Rede. Zwei Tote wurden bis Mittag bestätigt. Bei den brutalen Anschlägen könnten aber auch 20 Menschen umgekommen sein. Nach einem Alarmplan, den die Londoner Polizei wegen vorangegangener aufgedeckter Attentatsversuche auf die "Tube" ausgearbeitet hatte, rückte gegen Mittag Militär in die britische Hauptstandt ein. Soldaten patrouillieren in London und bekämpfen so das Chaos, das direkt nach den Attentaten in der Millionenstadt ausgebrochen war. Die Stadt ist vollständig abgeriegelt. Premierminister Toni Blair wird angesichts dieser Lage den G8-Gipfel vermultich vorzeitig verlassen. Gerüchten zufolge soll es nur wenige Stunden vor den Anschlägen eine Warnung des israelischen Geheimdienstes "Mossat" vor bevorstehenden Anschlägen in London gegeben haben. Mit dem furchtbaren Terror und seinen Folgen wird die Menschheit wohl in Zukunft leben müssen. Angst und Ohnmacht werden die modernen Menschen wohl ebenso begleiten wie unsere Urahnen die Furcht vor Donner und Blitz, vor Naturkatastroophen und unerklärlichen Phänomenen. Auch uns kann der Himmel jederzeit auf den Kopf fallen. Gewiss ist die Gefahr derartiger Attentate in Marburg unvergleichlich geringer als in Weltstädten wie London oder Madrid, aber sicher zurücklehnen können auch wir uns nicht. Immerhin hat die Polizei kürzlich in Marburg einen Mann verhaftet, der der Mitgliedschaft im Terror-Netwerk "Al Quaida" verdächtigt wird. Der Terror scheint keine Grenzen mehr zu kennen oder zumindestens nicht zu respektieren. Eine Mitschuld daran hat auch die Politik. Sie ist der Verarmung der Menschen in den Ländern der sogenannten "Dritten Welt" nicht entschieden genug entgegengetreten. Sie fördert sogar noch die Verelendung von Menschen im eigenen Land. Dabei wusste doch schon der der Völkerrechtler und Kriminologe Prof. Dr. Franz-Eduard von Liszt: "Die beste Kriminalpolitik ist eine gute Sozialpolitik." Diese Erkenntnis aus seiner Antrittsvorlesung an der Philipps-Universität im Jahr 1882 sollten die Politiker endlich beherzigen. | ||
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