Sie sind hier: marburgnews >
Heute ist Sonntag, 8. September 2024

Text von Sonntag, 23. Oktober 2005

> p o l i t i k<
  
 Böen für die Rhön: Wer Wind sät, wird Sturm ernten 
 Marburg * (fjh)
Heftig trommelte der Regen gegen die Scheiben. Wahre Sturzfluten kamen vom Himmel herunter. Windböen zerzausten heulend die Bäume. Doch schon nach kurzer Zeit beruhigte sich das Wetter wieder.
Was Marburg am Samstag (22. Oktober) erlebt hat, ist aber nichts gegen das Unwetter, das fast zur gleichen Zeit die Rhön heimgesucht hat. Eine Schneise der Verwüstung zieht sich durch die Wälder im hessisch-bayerischen Grenzgebiet. Dächer wurden abgedeckt. Fensterscheiben gingen zu Bruch.
Ein "Tornado" hat die Orte Utrighausen und Motten heimgesucht. Die Schäden schätzt die Polizei auf mehrere hunderttausend Euro. Menschen seien aber nicht zu Schaden gekommen, berichten die Behörden.
Dennoch bietet das Vorkommnis Grund zur Besorgnis. Denn was die Menschen in Deutschland derzeit in immer kürzeren Zeitabständen an ihren Fernsehbildschirmen aus Amerika berichtet bekommen, das geschieht in freilich weit weniger gefährlichen Ausmaßen nun auch zunehmend in Deutschland. Heftige Stürme entfalten ihre zerstörerische Kraft und brausen über das Land hinweg.
Türen und Fenster schließen, Jalousien herunterlassen oder Tore zusperren - so können sich die Menschen wenigstens etwas vor der entfesselten Naturgewalt schützen. Den besten Schutz aber gewährt vorausschauender Umgang mit Energie und damit zugleich eine Verringerung der Treibhausgase: Weniger Auto fahren und mehr öffentliche Verkehrsmittel benutzen, Bio-Diesel statt Öl tanken und möglichst viel zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren!
"Wer Wind sät, wird Sturm ernten", heißt es in der Bibel. Sollte damit etwa gemeint sein, dass die unzählig vielen "Windmaschinen", die allüberall unendlich viel Wind um ihre großartigen Leistungen machen, mit den zunehmenden Stürmen die Quittung für ihre egozentrische Selbstdarstellerei erhalten? Oder meint die Bibel doch nur die Abgase, die wir alle tagtäglich in die Atmosphäre hinausstoßen?
Eigentlich ist es egal, ob die Natur die Abgase industieller Massenproduktion und übermäßigen Individualverkehrs übel nimmt oder auch die Abgase übermäßigen Selbstlobs. Den Sturm der Entrüstung, den die Selbstdarsteller und die Fußfaulen gemeinsam anstimmen, den kann kaum ein Orkan oder Tornado übertreffen. Dagegen waren die Winde am Sonntagabend in Marburg nur ein laues Lüftchen.
 
 Ihr Kommentar 


Politik-Archiv






© 2005 by fjh-Journalistenb?ro, D-35037 Marburg