Text von Freitag, 14. Januar 2005
Kandidaten ertasten: Wahlschablonen zur OB-Kür | ||
Marburg * (lyg)
Gemeinsam mit der Braille-Druckerei der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) hat das Wahlamt der Stadt Marburg ein neues Projekt ins Laufen gebracht. Für die blinden Bürgerinnen und Bürger wird die selbstständige Stimmabgabe nun mit Hilfe von blindengerechten Wahlschablonen möglich. Im Rahmen eines Pressegesprächs stellten die Organisatoren am Freitag (14. Januar) im Rathaus ihr Projekt vor. In Anlehnung an das am 20.Dezember in Kraft tretende Gleichstellungsgesetz gibt es zur kommenden Oberbürgermeisterwahl am Sonntag (30. Januar) einen barrierefreien Zugang zum Wahlakt. Mit Hilfe von Wahlschablonen und einer in Blindenschrift wiedergegebenen Zusatzinformation zum Wahlakt sowie der Benutzung der Schablone, können die blinden Mitbürger nun ohne weitere Unterstützung wählen. Bisher waren blinde Menschen auf eine Hilfsperson angewiesen, um ihre Stimmrecht wahr zu nehmen. Diese Möglichkeit wird natürlich weiterhin gegeben sein, jedoch haben blinde Menschen jetzt ein Stück mehr Unabhängigkeit. Das Modell der barrierefreien Wahl stammt ursprünglich aus Saarbrücken. In Hessen ist Marburg die erste größere Kommune, die diese Möglichkeit wahrnimmt. Initiatoren des Projekts sind Manfred Fuchs und Arno Kraußmann von der blista sowie Franz-Josef Visse, Vorsitzender des Behindertenbeirates der Stadt Marburg. Ludwig Michel, der Leiter des städtischen Rechtsamtes und Wahlleiter Gotthardt Seim haben das Ganze aus wahlrechtlicher Sicht mitgestaltet. Erhältlich sind die Schablonen bei der blista. Die Mitglieder des Deutschen Vereins der Blinden und Sehbehinderten im Studium und Beruf (DVBS) erhalten die Schablonen sowie die Zusatzinformation per Post. Bei der Wahl sind die Schablonen nicht zu erhalten. Nach der Wahl sollen sie mitgenommen werden, damit die Stimmabgabe nicht durch versehentliches Übermalen erkannt werden kann. Die rechte obere Kante des gefalzten Hartkartons, in dem der Stimmzettel hineingeschoben wird, ist abgeschrägt. Der Stimmzettel hat oben rechts ein Loch, damit der Blinde ihn allein durch abtasten richtig in die Schablone einlegen kann. Für jeden der fünf Kandidaten befindet sich in dem Karton ein Loch genau an der Stelle, wo auf dem Wahlzettel das Kreuz zu markieren ist. Auf einem Zusatzbogen in Brailleschrift stehen die Namen der Kandidaten in nummerierter Reihenfolge. Schon bei den letzten Landtags- und Bundestagswahlen konnten Blinde in Marburg ähnliche Schablonen benutzen. Die OB-Wahl ist jedoch die erste Kommunalwahl in Marburg zu der diese Tasthilfe offiziell zur Verfügung steht. | ||
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