Text von Mittwoch, 19. Januar 2005
Treue-Prämie: 30 Jahre brachten 10.000 Euro | ||
Marburg * (sts)
30 Jahre in ein und demselben Betrieb - und dann kommt die Rente langsam in Sicht. Doch mit ihr gibt es eine betriebsbedingte Kündigung. Das ist kein seltenes Schicksal in diesen Tagen. Ein Prozesstag am Arbeitsgericht genügt, um sich dies zu vergegenwärtigen. So war auch in einem Fall vom Dienstag (18. Januar), bei dem eine 47-jährige Angestellte des Unternehmens Marburger Signier-Technik-Systeme (STS) ihre Kündigung angefochten hat. Die verheiratete Frau hatte über 30 Jahre lang in der Anmeldung den Telefondienst übernommen und nebenbei den Direktverkauf organisiert. Gerade die Arbeit in diesem Bereich sei in den letzten Jahren auf ein Minimum gesunken, meinte der Geschäftsführer des - insgesamt 35 Arbeitnehmer beschäftigenden - Unternehmens. Das Zentraltelefon könne zudem in wechselnden Schichten von vier anderen Mitarbeitern übernommen werden. Da die Klägerin nur angelernt sei und schon über 20 Jahre nicht mehr in der Produktion gearbeitet habe, könne sie in diesem Bereich auch nicht eingesetzt werden, führte er die Argumentation fort. Die vielen Überstunden der Angestellten erklärte der Beklagte mit langen, krankheitsbedingten Ausfällen von anderen Mitarbeitern. Dennoch sei ihm aus wirtschaftlichen Gründen nichts anderes übrig geblieben, als der Klägerin am 29. November 2004 zum 30. Juni 2005 zu kündigen. Nach der Zahl ihrer Berufsjahre hätte der Frau eine Abfindung in Höhe von 23.000 Euro zugestanden. Letztlich akzeptierte sie aber die - von der Geschäftsleitung des Unternehmens angebotenen - 10.000 Euro Abfindung. Zudem wurde sie bei Lohnfortzahlung zum 1. Februar freigestellt und braucht ab diesem Zeitpunkt keine Arbeitsleistung mehr zu erbringen. Ob sie aber in absehbarer Zeit eine neue Arbeitsstelle finden wird, darf bezweifelt werden. | ||
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