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Text von Mittwoch, 23. März 2005

> s o z i a l e s<
  
 Budget-Resümee: McGovern zog erste Bilanz 
 Marburg * (fjh/pm)
"Was hilft mir ein ambulanter Pflegedienst, der 20 Minuten bei uns vorbeikommt und nur die Körperpflege beim Vater durchführt? Den Rest des Tages bin ich eh allein auf mich gestellt, kann das Haus nicht verlassen." So oder ähnlich klagen viele pflegende Angehörige. Auf der Suche nach effektiver und finanzierbarer Entlastung scheinen für immer mehr pflegende Angehörige polnische Pflegekräfte der einzige Ausweg.
Dieser Trend könnte durch das personengebundene Pflegebudget aufgehalten werden, meinte Erster Kreisbeigeordneter Dr. Karsten McGovern am Mittwoch (23. März).
Mit dem Projekt "Pflegebudget" wird im Landkreis Marburg-Biedenkopf ein neues Angebot der Pflegeversicherung erprobt. Bisher können Pflegebedürftige, die zuhause gepflegt werden und Anspruch auf Leistungen der Pflegeversicherung haben, zwischen der Sachleistung durch einen Pflegedienst und dem Pflegegeld entscheiden. Das Pflegebudget ergänzt diese Wahlmöglichkeiten nunmehr um eine weitere Variante.
Das Budget wird seit dem 1. Januar 2005 als dritte Leistung im Rahmen eines Modellprojektes angeboten. Es entspricht in der Höhe den Pflegesachleistungen. In der Pflegestufe I beträgt es 384 Euro und in der höchsten Pflegestufe III bis zu 1.432 Euro.
Der von den Pflegekassen bewilligte Betrag wird dem Pflegebedürftigen direkt auf sein Konto überwiesen. Er kann damit Hilfsdienstleistungen nach Wunsch einkaufen, soweit sie nicht von Angehörigen oder illegal Beschäftigten erbracht werden.
Damit wird es möglich, neben den - von den Pflegekassen bezahlten - Dienstleistungen auch Leistungen in Anspruch zu nehmen, die bisher privat finanziert werden mussten. Darunter fallen etwa die Betreuung von Demenz-Erkrankten, die Begleitung beim Spaziergang oder Erledigung eines Einkaufs.
Tatkräftig unterstützt werden die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen bei der Zusammenstellung der Hilfen von der "Case Managerin" Nicole Wagner.
Bisher haben sich 10 Pflegehaushalte für die Budget-Leistung entschieden. Die Budget-Bezieher sind mit den Möglichkeiten und Hilfen sehr zufrieden: So konnte die Pflege- und Betreuungszeit - nicht selten bei gleichen Kosten - um ein Vielfaches erhöht werden. Auch die teilnehmenden ambulanten Dienste profitieren von dem Projekt. Sie nutzen die Chance, ihr Leistungsangebot auszuweiten und ihre Angebote direkt und individuell mit ihren Klienten auszuhandeln.
Zwei Ziele verfolgt das von den Spitzenverbänden der Pflegekassen geförderte Modellprojekt: Die Verbesserung der Versorgungssituation von Pflegehaushalten und die Weiterentwicklung ambulanter Unterstützungsangebote. An dem innovativen Projekt beteiligen sich neben dem Landkreis Marburg-Biedenkopf sechs weitere Kommunen in Deutschland.
Interessant ist das Pflegebudget vor allem für gesetzlich versicherte Pflegebedürftige, die bisher zum größten Teil Sachleistungen beziehen, die einen Neuantrag auf Leistungen der Pflegeversicherung stellen oder eine höhere Pflegestufe beantragen.
 
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