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Text von Samstag, 12. März 2005

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 Totgespart: ungesunde Klinik-Privatisierung 
 Marburg * (atn)
Die Privatisierung der Universitätskliniken war Thema einer Podiumsdiskussion der Gesellschaft für Ethik und Medizin am Freitag (11. März). In den Räumlichkeiten der Gemeinde St. Peter und Paul wurde die Frage erörtert, ob die Abgabe der medizinischen Versorgung in private Hand gesundheits- oder gar lebensgefährdend sein kann.
Der Gesellschaftsvorsitzende Heuber eröffnete die Veranstaltung mit der Frage, ob man Lebenserhaltung gegen einen geldwerten oder sonstigen Vorteil abwägen dürfe. Darüber hinaus war die Frage, ob eine demokratisch gewählte Regierung dies tun dürfe und wo die Verantwortung der Fachleute liege. Dazu sprachen im Folgenden zwei Experten.
Prof. Dr. Norbert Donner-Banzhoff legte die Ergebnise einer kanadischen Studie dar, die 15 private Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) auf ihre Qualität hin untersucht hatte. Die Wissenschaftler sind dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass privatisierte Kliniken eine schlechtere medizinische Versorgung bieten, was an der Mortalität abgelesen wurde.
Die Studie und auch Donner-Banzhoff führen dies auf den Rationalisierungsdruck zurück, dem ein privatwirtschaftliches Unternehmen unterliegt. Kapitalgewinne müssten abgeführt werden und nicht dem Personal oder der Ausstattung - letztendlich also nicht dem Patienten - zugute kommen.
Zu fragen ist allerdings, inwieweit diese Studie auf eine deutsche Lehr-Klinik zu übertragen ist, da das Gesundheitssystem in den Vereinigten Staaten sich sehr von dem deutschen unterscheidet. Da jedoch keine deutschen Daten zu diesem Thema vorliegen, ist die kanadische Studie ein Hilfsmittel, um die Folgen der am 1. Januar 2006 eintretenden Privatisierung abzuschätzen.
Nach einer viertelstündigen Pause wurde die ethische Komponente des Themas vertieft. Im Großen und ganzen bot der Abend eine gute Gelegenheit, um Standpunkte darzustellen und auszutauschen. Einmal mehr wurde jedoch deutlich, dass bei einem solchen Thema, in dem Emotionen und auch persönliche Erfahrungen mitspielen, eine Annäherung an die Sichtweise des Gegenübers relativ unwahrscheinlich ist.
 
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