Text von Sonntag, 25. März 2007
Nabucco: Bass und Bariton beeindruckten | ||
Marburg * (fjh)
"Nabucco" zog am Samstag (24. März) das opernbegeisterte Publikum in die Marburger Stadthalle. Mit der Oper von Giuseppe Verdi gastierten dort Chor und Orchester der Stagione d´Opera Italiana unter der musikalischen Leitung von Martin Doubravsky mit einer Inszenierung von Giovanni Ricco. Verdis 1842 uraufgeführtes Werk behandelt die biblische Geschichte der babylonischen Gefangenschaft. Nabucco ist dann auch kein geringerer als der babylonische könig Nebukadnezar. Seinen Feldzug gegen Israel, seinen Sieg und die Verschleppung der Israeliten in die babylonische Gefangenschaft bilden den Rahmen für die Handlung der Oper. Intrigen am babylonischen Königshof und die Sehnsucht der Gefangenen nach ihrer Heimat hat der italienische Opern-Altmeister eindrucksvoll vertont. Riccos Inszenierung wirkte indes ziemlich statisch. Den Schwerpunkt legte der Regisseur eindeutig auf Verdis weltberühmte Musik. Vielleicht war der Verzicht auf allzu viel Bewegung auf der Bühne aber auch der Tatsache geschuldet, dass die italienische Truppe mit ihrem "Nabucco" quer durch Deutschland auf Tournee unterwegs ist. Bei ständig wechselnden Bühnen fällt eine genaue Choreografierung der Bewegungen der Darsteller schließlich ziemlich schwer. Eine nette Idee war allerdings das Bühnenbild: Wie ein Geschichtsbuch wurden zunächst eine Klagemauer mit davidsstern, dann ein Schlachtfeld und schließlich der babylonische Königshof heruntergeklappt. Leider blieb die Kulisse beim Herunterklappen aber manchmal hängen. Nicht hängen geblieben in ihren Partituren sind jedoch das Orchester und die Solisten. Miloslav Pelikan als Ismael fand leider erst langsam von einem zu stark tremolierenden Gesang zu einer anhörbaren Tenor-Stimme. Auch Ilona Fambro Als Sklavin Abigai und Blanca Cerna Als Nabuccos Tochter Ferena konnten wegen zu starker Tremoli nicht ganz überzeugen. Anders verhielt es sich aber mit Anatolij Orel in der Rolle des Nabucco. Seine warme Bariton-Stimme beeindruckte durch Präzision ebenso wie durch ihre gefühlvolle Intonation. Gleich nach seinem ersten Solo mit "Bravo-Rufen" gefeiert wurde Pavel Vancura. Er sang den hebräischen Hohepriester Zacharias mit begeisternder Hingabe und Kraft. Sein raumfüllender Bass konnte genauso leicht das Orchester übertönen wie auch leise und stimmungsvoll das Gefühl der Sehnsucht übermitteln. Es machte einfach nur Spaß, dieser Stimme zuzuhören. Gelegentlich hatten die Sänger ein wenig Mühe, mit dem flotten Tempo des Orchesters mitzuhalten. Ansonsten aber war die Aufführung eine gelungene Darbietung der stimmungsvollen Oper Verdis. Seine eingängigen Melodien rührten das Publikum an, wenn beispielsweise der Chor das Heimweh der Hebräer eindringlich zum Ausdruck brachte oder sich die Heimgekehrten am Ende an ihrer wiedergewonnenen Freiheit freuten. Nach gut 160 Minuten Verdi verließen gut 700 gut gelaunte Gäste die Stadthalle. Abgesehen von der Pause, hatten die meisten die Zeit zuvor in der Gefangenschaft des tief tönenden hebräischen Hohepriesters Zacharias und des beinahe gleich stimmgewaltigen babylonischen Königs Nabucco zugebracht. Von diesen beiden Sängern möchte man gerne mehr hören. | ||
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