Text von Mittwoch, 11. July 2007
Vorkämpferin: Bundesverdienstkreuz für Biland | ||
Marburg * (ute)
Mit ihrem feuerroten Haarschopf saß die 82-jährige Pfarrerstocher, Künstlerin und Kommunalpolitikerin Louisa Biland (SPD) in der ersten Reihe im Historischen Saal des Marburger Rathauses. Mit Respekt und Bescheidenheit nahm sie das Bundesverdienstkreuz vom hessischen Justiz-Staatssekretär Dr. Thomas Schäfer (CDU) am Dienstag (10.Juli) entgegen. Nicht ausgesucht habe sie sich die Themen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Stadtverordnete von 1975 bis 1985 und als Stadträtin von 1985 bis 1997, betonte Biland selbstkritisch. Mit richtigem Namen heißt sie übrigens Gudrun Arendt. "Während meiner Amtszeit waren die Frauen im Aufbruch", erinnerte sie sich. Mit Vorhaben wie dem "Alleinerziehenden-Wohnprojekt", mit dem Biland auch bundesweit Resonanz fand, der Verabschiedung des Frauenförderplans, der Einführung des Frauen-Sammeltaxis, der Bereitstellung eines Frauenhauses an den Verein "Frauen helfen Frauen" und dem Stadtwald-Projekt, wo die Hälfte der zu benennenden Straßen nach Frauen benannt wurden, setzte sie sich dafür ein, Frauenpolitik in Marburg sichtbar und umsetzbar zu machen", sagte Oberbürgermeister Egon Vaupel in seiner Festrede. Unter Bilands Regie war außerdem das Amt der kommunalen Frauenbeauftragten geschaffen worden. Damals war sie auf viele Widerstände gestoßen. "Wo kommen wir denn da hin", wurde kommentiert, "wenn wir Geld für ein Amt zur Gleichstellung von Frauen ausgeben." Mit viel Sorgfalt habe Biland damals alle Lebensläufe der Bewerberinnen gelesen und sorgfältig ausgewählt, berichtete ihre Nachfolgerin und Freundin Marlis Sebering-Wollanek. "Heute ist dieses Amt selbstverständlich." Biland ist aber nicht nur Kommunalpolitikerin mit bundesweiter Resonanz, sondern auch Künstlerin. 1960 entschloss sie sich nach ihrem Studium der Germanistik und Soziologie, sich der Malerei zuzuwenden. Fähigkeiten erwarb sie sich am Institut für Malerei und Grafik an der Phillipps-Universität, aber auch an der Sommerakademie von Oskar Kokoschka in Salzburg. "In ihrem vielfältigen Wirken war es ihr besonders wichtig, "die Freude am künstlerischen Gestalten vieler Menschen zu ermöglichen", sagte Vaupel. So gab sie unter anderem genau 30 Jahre lang Kurse in der Evangelischen Familienbildungsstätte. Außerdem ist sie Mitbegründerin der Kinder-Malschule, der heutigen Kunstwerkstatt-Malschule Marburg. Zudem hat Biland bei der Erarbeitung und Organisation von zahlreichen Ausstellungen ehrenamtlich mitgearbeitet. 1987 hat sie die Entwicklung, Planung und Einrichtung von neuen Ausstellungsräumen entscheidend vorangetrieben. Auf die Initiative von Biland fanden außerdem 1977 zum ersten Mal die Marburger Sommerkurse für Malerei, Grafik und Bildhauerei statt. Seitdem hat sie die Sommerakademie kritisch begleitet. "Als "Kunst des Machbaren" kommentierte Schäfer Bilands Schaffenskraft treffend. Sie sei ein Beispiel dafür, dass sich Künstler in ihrer Tätigkeit nicht von der Gesellschaft entfremden müßten, sondern dass sie mit kritischem Gestaltungswillen in den alltäglichen Herausforderungen der Kommunalpolitik wirken könnten. Ihre Vorstellung von "Gleichstellung" praktizierte die SPD-Politikerin am Ende des Festaktes, als sie auf Vaupel zuging, ihm die Hand reichte, sich bedankte und Schäfer rechts liegen ließ. | ||
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