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Text von Samstag, 3. November 2007

> k u l t u r<
  
 Kornmarkt: Streit über Spielort-Texte 
 Marburg * (sts)
Nein, im Turm zu Babel gab es keinen Fahrstuhl. Und die drei Brüder der Ring-Parabel
stellten ihre Autos auch nicht ins Parkverbot. Diese Aussagen wären nicht nur
anachronistisch, sie sind im Hinblick auf die Original-Texte auch irreführend. Dennoch sollen
kindgerechte Übersetzungen dieser Art - in Bronze gegossen - auf dem Kornmarkt neben der
Alten Universität veröffentlicht werden.
Im Stadtparlament regte sich am Freitag (2. November) von Seiten der Opposition
Widerstand gegen die Umsetzung des Projekts. Dabei sollten die Pläne für den "Spielort
Kornmarkt" von den Stadtverordneten eigentlich nur noch zur Kenntnis genommen werden.
Das 75.000 Euro teure Projekt sieht vor, Pulte aufzustellen, auf denen aufgeschlagene
bronzene Bücher liegen. Auf der rechten Buch-Seite ist ein historischer Text in der
Herkunftssprache zu lesen, auf der linken Seite jeweils eine deutsche Übersetzung des
selben Texts. Die deutschen Übersetzungen wurden von der Kinderbuch-Autorin Antonia
Michaelis "kindgerecht" überarbeitet.
Das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa), das seit 2003 beständig in das Gesamtprojekt
"Marburger Spiel- und Aufenthaltsorte" eingebunden ist, hatte die neuen Text-Fassungen
gebilligt, da sie "nicht so langweilig geschrieben" seien.
"Wir müssen diese Volksverdummung verhindern! Sonst laufen wir Gefahr, uns zu blamieren
und uns lächerlich zu machen", forderte Gerlinde Schwebel (FDP). Gerade an solch
exponierter Stelle in der Stadt müssten die Texte der "Würde des Ortes angemessen sein".
"Die Texte sind verstümmelt und zum Teil sachlich falsch übersetzt", monierte Heinrich
Dingeldein (FDP). "Babel" heiße keineswegs "Durcheinander", sondern "Tor Gottes". Als
profunder Kenner der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache bot Dingeldein an,
die Texte gemeinsam mit den Künstlerinnen zu überarbeiten.
Auch Reimer Wulff (CDU) bezeichnete die Texte als "unangemessen" und forderte eine
Überarbeitung.
Bürgermeister Franz Kahle (Grüne) meinte hingegen, dass man sich dem Votum des KiJuPa
anschließen sollte. Man könne die Partizipation der Kinder nicht davon abhängig machen, ob
das Ergebnis nun allen zusage.
Das letzte Wort scheint hier aber noch nicht gesprochen zu sein. Die Debatte wird aller
Voraussicht nach fortgesetzt.
 
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