Text von Dienstag, 18. Dezember 2007
Kein Öko-Strom: Linke kritisiert Landrat | ||
Marburg * (fjh/pm)
"Der Landkreis unterstützt einen Etikettenschwindel." Mit dieser Äußerung hat HaJo Zeller von den Linken Marburg-Biedenkopf am Dienstag (18. Dezember) die Kooperation des Landkreises Marburg-Biedenkopf mit dem Energieversorgungs-Unternehmen "E.ON-Mitte" kritisiert. Strom kommt aus dem Strom" und "Landkreis erhält Öko-Strom" titelten die Lokalzeitungen am Dienstag (18. Dezember) über die neuen Strom-Bezugsverträge des Landkreises mit E.ON-Mitte. DIE Bereits 2001 sei E.ON vom Oberlandesgericht München irreführende Werbung vorgeworfen worden. Das Unternehmen hatte für sein Produkt "Aquapower" mit dem Hinweis geworben, die Kunden bezögen hierdurch ausschließlich Strom aus Wasserkraft und somit sauberen, "grünen" Strom. "Dass dies ein Etikettenschwindel ist, ist leicht nachzuvollziehen", erklärte Zeller. Dem Strom, der aus der Steckdose kommt, sei nicht anzusehen, ob er von einem Windrad oder einer Braunkohle-Dreckschleuder ins Netz eingespeist wurde. Um eine nachhaltige, zukunftsfähige Energieversorgung sicherzustellen, sei es wichtig, dass der Zubau an erneuerbar und sauber erzeugtem Strom sehr deutlich erhöht wird. Doch hier mauern nach Zellers Ansicht die "Dirty Four". Zu diesen "schmutzigen vier" Energie-Riesen gehört auch E.ON, bei deren Tochtergesellschaft E.ON-Mitte Landrat Robert Fischbach im Aufsichtsrat sitzt. 40 neue, große Kohlekraftwerke wollen die großen Vier in den nächsten Jahren in Deutschland errichten. "Wenn dieser Irrsinn nicht schleunigst gestoppt wird, können sämtliche CO2-Minderungsziele und der Klimaschutz vergessen werden", wetterte Zeller. "Es ist traurig, dass der Landrat, der ein Herz für erneuerbare Energien hat, sich derart vor den Propaganda-Karren von E.ON spannen lässt. Wie im Mittelalter beim Ablass-Handel werden Zertifikate benutzt, um den Menschen etwas vorzugaukeln. Damals war's das Himmelreich und die ewige Seligkeit, heute ist's der blaue Himmel über Deutschland und der Klimaschutz." Durch den Bezug von angeblichem Öko-Strom werde aber kein einziges Watt an erneuerbarer Energie dazugebaut. Die Vorreiter der Energie-Wende wie der Solar-Förderverein Deutschland oder die Elektrizitätswerke Schönau werben dafür, in neue Anlagen für regenerative Energien zu investieren. Eben das täten die Energie-Riesen nicht. Im Gegenteil torpedierten sie das 2Erneuerbare-Energien-Gesetz2 mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Das nennt Zeller dann "unter falscher Flagge" segeln. Krönung der Propaganda-Show von E.ON sei die Nachricht, dass der Landkreis diesen umdeklarierten Strom aus abgeschriebenen Wasserkraftwerken nicht teurer bezahlen muss. Der Energie-Riese mit gigantischen Profiten stelle sich so als Unternehmen mit "gesellschaftlicher Verantwortung" dar. Und das bekämen die Menschen im Landkreis dann auch noch rechtzeitig zu Weihnachten - hübsch verpackt - als ökologische Großtat serviert. | ||
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