Text von Samstag, 1. Dezember 2007
Weinbach als Chefin: St. Jakob gegen die Wand fahren | ||
Marburg * (sts)
Dass ein Untersuchungsausschuss nicht zwangsläufig mehr Klarheit bringen muss wurde am Freitag (30. November) im Stadtparlament deutlich. Die politische Bewertung des Abschlussberichts des Akteneinsichts-Ausschusses zu den Problemen in der Essensversorgung der Marburger Altenhilfe St. Jakob hätte kaum unterschiedlicher ausfallen können. Mit den Stimmen der rot-grünen Koalition wurde er aber bei Gegenstimmen der Opposition letztlich genehmigt. CDU-Fraktionsvorsitzender Philipp Stompfe kritisierte den Mehrheitsbericht vehement. Es könne keine Rede davon sein, dass es nur "geringe Probleme" über einen "eng begrenzten Zeitraum" gegeben habe, wie es im Abschlussbericht heißt. Nur durch die unangemeldete "Küchenkontrolle" der beiden CDU-Aufsichtsratsmitglieder Manfred Jannasch und Wieland Stötzel seien die Mißstände im April 2007 überhaupt erst aufgedeckt worden. Die Probleme hätten sich zudem über ein ganzes Jahr gestreckt. Außerdem sei es nicht richtig die gesamte Verantwortung der ehemaligen Geschäftsführerin Heidi Thaller zuzuschanzen. Auch Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach (SPD) trage als Aufsichtsratsvorsitzende eine Mitschuld, zu der sie sich bekennen müsse. Der rot-grünen Koalition warf Stompfe abschließend vor, die Marburger Altenhilfe in den vergangenen zehn Jahren "konsequent gegen die Wand gefahren" zu haben. Völlig konträr stellte Grünen-Fraktionsvorsitzender Dietmar Göttling den Sachverhalt dar. Er warf der CDU vor, eine "miese Rufmord-Kampagne" zu betreiben und der Marburger Altenhilfe immensen Schaden zugefügt zu haben. Den entstandenen Schaden bezifferte er durch die Abfindungszahlung an Thaller und den erlittenen Image-Verlust auf 250.000 Euro. Der Wechsel der Geschäftsleitung wäre ohnehin geplant gewesen. Ohne die "Küchenkontrolle" der CDU und die daraus resultierende Debatte hätte er aber ohne wirtschaftlichen Schaden vollzogen werden können. "Hören Sie auf damit, die Altenhilfe in den Schmutz zu ziehen", appellierte er abschließend an die CDU-Fraktion. Stadträtin Weinbach widersprach Stompfe ebenfalls: "Es hat niemand gehungert." In den ersten vier Monaten des Jahres hätte lediglich die Menü-Auswahl von drei auf zwei reduziert werden müssen. An einigen Tagen hätten die Bewohner ihr Essen eine halbe Stunde später erhalten. "Wir haben unsere ohnehin sehr hohen Standards kurzfristig einschränken müssen, ohne aber unter die üblichen Standards zurückzufallen", erklärte sie. Sämtliche Probleme seien schnellst möglichst angegangen und gelöst worden. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde musste die Debatte an dieser Stelle abgebrochen werden, obwohl noch weitere Wortmeldungen vorhanden waren. Ähnlich wie im Fall "Rübenstein" dürfte aber auch hier noch nicht das letzte Wort gesprochen sein. | ||
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