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Text von Donnerstag, 8. März 2007

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 Jahnke: Pisa-Studie ist unwissenschaftlich 
 Marburg * (sts)
Niemals zuvor hat eine Beurteilung von Schüler-Leistungen derartige Wellen geschlagen wie die Pisa-Studien seit dem Jahre 2000. Das unterdurchschnittliche Abschneiden deutscher Schüler hat zu einem gesellschaftlichen Aufschrei geführt. Seitdem steht Bildungspolitik auf allen Partei-Agenden ganz weit oben.
"Die Bildungspolitiker sind von den Machern der Studie derart über den Tisch gezogen worden, dass sie nach Jahren des Stillstands glaubten, sich aus eigener Kraft zu bewegen", lautet dagegen die provokante These des Pisa-Kritikers Thomas Jahnke. Der Professor für Didaktik an der Universität Potsdam las am Dienstag (6. März) vor rund fünfzig Interessierten im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) aus dem von ihm mitverfassten Buch "Pisa & Co. - Kritik eines Programms". Eingeladen hatten ihn die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Marburg, der Verein "Strömungen" und die Buchhandlung Roter Stern.
Jahnkes kritische Betrachtungsweise richtet sich schon gegen den Ansatz der Studie. "Die Pisa-Macher behaupten, dass sie den Bildungsstand testen. Wer ihre Testfragen nicht beantworten kann, ist demnach ungebildet. PISA erweckt den Anschein einer wissenschaftlichen Untersuchung, ohne eine zu sein", legte Jahnke dar.
Willkürlich werde mit Begriffen und Methoden "um sich geschmissen", würden bloße Zahlen-Werte mit konkreten Inhalten verknüpft. Jahnke nannte ein Beispiel: In einem der pisa-typischen Multiple-Choice-Tests bedeutet ein falsch gesetztes Kreuz ein Minus von 22 Punkten. Im internationalen Schul-Vergleich entsprechen 30 Punkte Unterschied zwischen zwei Schülern einem Schuljahr. Nun seien deutschen Schülern nicht unbedingt die angelsächsischen Testformen bekannt. So haben zehn Prozent der Schüler hierzulande mehr als eine Antwort-Möglichkeit angekreuzt, was Schülern in den USA laut Jahnke zu null Prozent passiert ist.
""Mit dem Global Testing wird die Bildung zu Grabe getragen", formulierte der studierte Mathematiker drastisch. Nicht von der Hand zu weisen sei der ökonomisch ausgelegte Charakter der Pisa-Studie. Entwickelt worden sei das Programm vor allem im Hinblick darauf, wie man eine solche Studie am besten weltweit verkaufen könne.
Dem "ökonomischen Zeitgeist" entsprechend werde der Eindruck erweckt, dass Bildung in Zahlen, Daten und Kategorien bewertet und ausgedrückt werden könne. "Bildung ist nicht gleich Produktion, bei der die Endkontrolle über den Erfolg des Produktionsablaufs entscheidet", mahnte Jahnke.
Vorhandene Mängel im deutschen Bildungswesen seien nicht durch die Ergebnisse der Pisa-Studien zu beheben, zumal diese je nach Interessenlage vollkommen gegensätzlich interpretiert würden. "Solange alle Interessengruppen ihre Vorstellungen aus Pisa herauslesen können, wird niemand die Studie kritisieren und sie wird - wie geplant - bis 2018 regelmäßig fortgesetzt", erklärte Jahnke. Mit mehr Test-Erfahrung würden dann auch die Ergebnisse besser werden und die Politik dürfe sich in der Abwendung der Bildungsmisere sonnen.
 
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