Text von Freitag, 19. März 2004
Rauh, brau weiter: Hopfen und Malz - Gott erhalt´s! | ||
Marburg * (FJH)
"Da ist Hopfen und Malz verloren", sagt ein altes Sprichwort. In fast wörtlichem Sinne hat dieser Spruch die Marburger Brauerei eingeholt. Sie konte den Rohstoff Malz nicht mehr bezahlen und musste deshalb Insolvenz anmelden. Geschäftsführer Klaus Rauh trat am Montag (15. März) den Gang zum Konkursrichter beim Amtsgericht Marburg an. Dabei war die Nachfrage unverändert groß. Die Produkte der traditionsreichen Brauerei erfreuen sich steigender Beliebtheit. Besonderen Erfolg verzeichneten das - erst vor zwei Jahren eingeführte - dunkle Radler, das Schwarzbier "Alt Marburger" und das "Marburger Premium Pils". In 50 Gaststätten, Vereinsheimen und Bürgerhäusern werden die Getränke der Marburger Brauerei regelmäßig ausgeschenkt. Ein Problem für Firmenchef Rauh war indes seine zu geringe Eigenkapitaldecke. Kenner der Szenerie munkelten zudem, die Banken hielten ihn absichtlich an der kurzen Leine, weil sie ein Auge auf das Brauereigelände am Pilgrimstein geworfen hätten. Seine Lage zwischen dem Alten Botanischen garten und der verlängerten Wolfstraße lässt das Grundstück als städtebauliches Filetstück erscheinen. Da Rauh eine Kooperation mit großen Getränkeherstellern wie de Krombacher Brauerei ablehnte, arbeitete sein Unternehmen seit Jahren in engen finanziellen Verhältnissen. Bereits seit Dezember haben die 19 Beschäftigten der Brauerei keinen Lohn mehr erhalten. Sie und 25 Aushilfskräfte hoffen nun auf eine Fortführung des Unternehmens durch den vorläufigen Insolvenzverwalter Boris A. Schmidt-Burbach. Er gehört zur renommierten Friedberger Kanzlei Reuss & Partner, die in Marburg spätestens seit dem Insolvenzverfahren der Teldafax AG bekannt ist. Schmidt-Burbach prüft nun, ob genügend Masse vorhanden ist, um das eigentliche Insolvenzverfahren zu eröffnen. Dazu hat er sich am Donnerstag (18. März) einen ersten Einblick in die Geschäftsunterlagen verschafft. Sein erstes Ziel ist, den Kundenstamm zu halten, selbst wenn man dafür hart kämpfen müsse. Der Insolvenzverwalter möchte die erfolgreichen Produkte weiterhin an den Markt bringen. Nun hoffen die Beschäftigten der Brauerei auf eine "strategische Allianz" mit einer Großbrauerei. Für sie ist "Hopfen und Malz" noch nicht verloren. Ihr Kommentar |
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